Das Leben macht schlechte Witze
Da kommt zum Beispiel der Ehemann nach Hause: «Die Schlafzimmertür war zu, an der Tür war mit Reißzwecken ein Zettel befestigt, da stand mit Bleistift drauf: ‹Mein Lieber, ehe du ins Zimmer gehst, mach dir bewusst, dass ich mich dort aufgehängt habe. Margret.›»
Das Leben macht schlechte Witze, und die Liebe ist dann meist nur noch ein letztes verklungenes Wort. Ein Leben kann ewig dauern, doch die Liebe und ihr Ende ereignen sich in nur winzigen Augenblicken.
Das Leben ist pure und nicht zu ändernde Wahrheit, aber in der Liebe lässt sich mit der Lüge und der Täuschung spielen. Doch aus dem Spiel wird Ernst. Und dann kommt man nichtsahnend nach Hause und findet an der Schlafzimmertür einen Zettel, mit Reißzwecken befestigt: «‹Mein Lieber› ... Albert öffnete die Tür zum Zimmer. Dort hing an einem Strick Margret. Sie war tot.»
Die Unbeständigkeit der Liebe
Wenn die vier Personen aus Iwan Wyrypajews jüngstem Stück «Illusionen» an dieser Stelle angelangt sind, verordnet ihnen der Text erst einmal eine «Pause». Die haben sie da auch bitter nötig, denn der Schock, so lakonisch erzählt er sich anschleicht, sitzt tief. Und so ratlos sie der angekündigte Tod auch macht, so hilflos reagieren ...
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Theater heute Dezember 2011
Rubrik: AUFFÜHRUNGEN, Seite 22
von Bernd Noack
Romanadaptionen kränkeln häufig daran, dass sie sich mit dem Nacherzählen begnügen; die Schauspieler fungieren halb als Erzähler, halb als Rollenträger: Es sind die vielgeliebten Märchenstunden des zeitgenössischen Theaters. Der oft verkannte ukrainische Regisseur Andriy Zholdak dagegen macht keine halben Sachen; er haut nicht nur auf die Pauken, er stößt auch in...
Malerisch prangt der Mond über der hohen Steinmauer, die am Ende der Bühne jeglichen Ausweg zu verweigern scheint. Blaues Licht taucht den Raum in Melancholie. In einer Ecke verheißt eine pinke Leuchtschrift «Illyrien» und erinnert mit Flügel und Pianist an eine Bar. Eine verwaiste Badewanne trägt die Aufschrift «No Veritas», tote Gleise führen ins Nichts (Bühne:...
Angst war die stärkste Kraft im französischen Wahlkampf 2007, sagt der Philosoph Alain Badiou. Sie verhalf Nicolas Sarkozy zum Sieg. Er und seine Partei verstanden es, die vage Furcht vor der Zukunft anzuheizen und boten ihr Migration und Jugendgewalt als Objekte an. Die Gegenkandidatin überließ ihnen die Themenhoheit, warb nur mit der Angst vor der Angst um...