Das Land schaut weg
Das Theater Lüneburg ist ein typisches Dreispartenhaus. Schauspiel, Musiktheater, Ballett, drei Spielstätten, von denen das Große Haus, ein einer Mehrzweckhalle ähnlicher Zweckbau, 542 Zuschauer:innen fasst. Seit 2010 macht Intendant Hajo Fouquet hier ein Programm, das möglichst viele Teile der 75.000-Einwohner-Stadt ansprechen soll. Diese Saison sind unter anderem der Rio-Reiser-Liederabend «Wenn die Nacht am tiefsten», die Krimi-Komödie «Der Mönch mit der Klatsche» und eine «Dreigroschenoper» angesetzt.
Die angepeilten Zielgruppen sind heterogen: Nennenswerte Großindustrie gibt es keine in der Stadt, der Strickwarenhersteller Lucia, ehemals größter örtlicher Arbeitgeber, ging 2008 insolvent. Wichtig ist die Verwaltung von Stadt und Landkreis, es existieren Gesundheitswirtschaft und eine kleine Universität mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung, außerdem ist der Tourismus bedeutsam, den die pittoreske Altstadt sowie die Lüneburger Heide anlocken. Im Stadtrat sind die Grünen die mit deutlichem Abstand stärkste Fraktion und stellen mit Claudia Kalisch die Oberbürgermeisterin, während das ländlich geprägte Umland deutlich konserva -tiver tickt. Fouquet muss also ...
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Theater heute Februar 2023
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Falk Schreiber
Ein alter Mann (Edgar Selge) findet einen toten Jungen im Bett und stammelt «Papa». Was kann das sein? Es wird einige Zeit dauern, bis sich das Rätsel aufklärt: Der alte Mann ist eigentlich eine junge Frau, die sich in diesen fragilen Körper begeben hat, der tote Junge eigentlich ein alter Mann, ihr Vater, der im fremden jungen Körper an einem Aneurysma gestorben...
Als der Volksschüler Peter Handke zum ersten Mal das Klagenfurter Stadttheater besuchte, hinterließ die Aufführung bleibenden Eindruck; allerdings blieben ihm weder Handlung noch Darsteller des Kinderstücks in Erinnerung, sondern nur das Bühnenbild: ein Haus mit Tür und Fenstern, aus dem aber, anders als er erwartet hatte, niemand auftrat. Ähnliche Gebäude werden...
«Aussterben ist langweilig (…) / damit kommt man weiter nicht», das war 2003 in Peter Lichts «Safarinachmittag» noch eine ganz entspannt singbare Textzeile. Aus Sicht des Universums ist sie wahrscheinlich immer noch lustig. Nur die Menschen, die darüber lachen können, weil sie eh rechtzeitig sterben, werden weniger. Die, die das Schwinden bewohnbarer Landstriche...