Das kostbarste Ei

Was der Dramatiker des Jahres Wolfram Lotz vom Theater und seinen «pimmeligen Bestimmern» hält und wie er sich ein anderes Theater vorstellt, erzählt er in einem E-Mail-Gespräch

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Theater heute Lieber Wolfram Lotz, Paragraph 12 ihres Manifests im Jahrbuch 2014 lautete: «Im Theater ist das Gelingen des Lebens der Arbeiten­den von Bedeutung, aber nicht nur dort.» Was sind die Bedingungen für das gelingende Leben eines Theaterautors? 

Wolfram Lotz Ich befürchte, es gibt kein gelingendes Leben als Theaterautor, man kann als Theaterautor vermutlich höchstens eine gelin­gende Zeit haben.

Wichtig ist, dass das, was geschrieben wird, für sich schon seine Berechtigung hat, es nicht davon abhängig ist, ob sich ein Theater erbarmt oder nicht. Ich wohne in der Literatur, aus der Hütte kann mich keiner rausschmeißen. Aus dem Theater dagegen wird man als Autor wohl wieder rausgeschmissen, vermutlich sogar sehr schnell. Deshalb scheint es mir wichtig zu sein, das Schreiben nicht noch an den Rhythmus des Theaters anzupassen, zum Beispiel in Form von Schreibaufträgen. Ein Text ist fertig, wenn er fertig ist, und nicht, wenn Abgabe ist, und er muss weggeschmissen werden, wenn er weggeschmissen werden muss. Und wenn das zu Sagende nicht auf die Bühne will, plötzlich, sondern woanders hin, dann soll es woandershin, z.B. in einen Gedichtband oder in eine Erzählung. Und wenn ...

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Theater heute Jahrbuch 2015
Rubrik: Der Autor des Jahres, Seite 142
von Theater heute

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