Das Ende der Zentralperspektive

Griechenland hat gewählt. Was ist das Kriterium guter Politik? Vielleicht der Mensch?

Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst der Demokratie. Immer mehr Bürger gehen auf die Straße wegen des Abbaus sozialer Errungenschaften und gegen eklatante Ungerechtigkeiten. Schon vor dem Wahlsieg von Syriza in Griechenland hatten in der Öffentlichkeit wenige, aber vernehmliche Stimmen gewarnt. Sie hatten argumentiert: Die Demokratie kann scheitern, wenn sie soziale Gerechtigkeit nicht mehr spürbar macht.

Eine Rettung von Banken darf man nicht mit dem Ausverkauf eines Landes zu Schleuderpreisen und mit massenhafter Verelendung erkaufen.

Ein guter Kaufmann darf nicht nur seinen Profit im Auge haben, sondern aus Klugheit ebenso wie aus Fairness auch die Zukunft seines Kunden. Jetzt ist zu den kritischen Stimmen die einer gewählten Regierung hinzugekommen, und das ändert das ganze Klima der Debatte. Neuerdings haben andere Perspektiven Gewicht bekommen. In Kunst, Philosophie, Theater ist das Ende der Zentralperspektive schon lange selbstverständliche Erkenntnis. Jetzt muss wohl endlich auch ganz oben, am Perspektivpunkt sozusagen, wo alle Linien sich schneiden, der Groschen fallen – hoffentlich: Die Perspektive der nordischen Sparer und der ökonomischen Supermächte ist nicht ...

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Theater heute März 2015
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Hans-Thies Lehmann

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