Das Ende der Zentralperspektive
Der Titel würde auch zu einem Fantasy-Blockbuster oder einem Computerspiel passen, in dem es um archaische Gemetzel und endlose blutige Machtkämpfe geht. Doch diese «Dark Ages» gehören keinen ominösen Cyberwelten und auch keiner sagenhaften Vergangenheit an. Die dunklen Zeiten, die hier zur Debatte stehen, sind Teil unserer eigenen europäischen Realität, Gemetzel und Machtkämpfe inbegriffen, vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute.
Zu deren Erforschung ist Milo Rau nach seinen Aufsehen erregenden Reenactments zu kollektiven, individuellen und staatlichen Gewalteskalationen wie «Hate Radio», «Breiviks Erklärung» bis zu den «Moskauer Prozessen» gegen Pussy Riot nun gerade dabei, ein neues theatrales Instrumentarium zu entwickeln – diesmal sogar mit vorsichtigen Anleihen aus der klassischen Dramenliteratur.
Beim Brüsseler Kunstenfestival im letzten Jahr startete die Europa-Trilogie mit «The Civil Wars» (siehe TH 1/15), das die Affinität bürgerlich sozialisierter Jugendlicher zu terroristischem Extremismus wie dem IS ins Visier nahm. Der zweite Teil, «The Dark Ages», hatte nun als Produktion des Residenztheaters in Zusammenarbeit mit Raus International Institute of Political ...
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Theater heute Juni 2015
Rubrik: Aufführungen, Seite 14
von Silvia Stammen
In der Marktwirtschaft ist der Erfolg das einzige Thema. Aber das Thema des Theaters ist der Misserfolg, die Krise, das Scheitern. Die Tragödie, die Katastrophe sind ehrwürdige dramatische Errungenschaften.
Solche Behauptungen enthalten nichts Neues und schildern nur den Normalfall der Theaterkunst, nicht erst seit Beckett, sondern seit 2.500 Jahren. Dass das heute...
Der eigentliche Star des Abends ist das Bühnenbild von Jo Schramm. Da fährt das ganze Erdgeschoss einen Meter nach unten, als wir im Obergeschoss die Schritte des rastlos wandelnden Bankdirektors hören. Gerade so viel versinkt die Bühne, dass wir unter dem tief hängenden Portal die Beine Borkmans sehen können, wie er in einem schwarz ornamentierten Salon auf und ab...
Dorothea Marcus Florian Malzacher, ist das Festival, das nach Ausstieg der Kunststiftung NRW in den letzten Jahren lautstark um seine Existenz rang, jetzt nachhaltig gesichert?
Florian Malzacher Letztlich hatte der Schock eine positive Wirkung – denn nun haben alle Partner gemeinsam mit dem Festivalträger NRW Kultursekretariat ein nachhaltiges Konzept entwickelt:...