Das Balance-Kunststück
So viel Freundlichkeit war nicht die Regel, wenn sich in der alten Theaterstadt Kassel alle paar Jahre mal Veränderungen abzeichneten am kulturpolitischen Horizont. Und so richtig glücklich und zufrieden wurden die jeweiligen Hausherren am Staatstheater auch nicht immer, ob sie nun kamen oder schon wieder gingen.
Im Schnelldurchlauf sortiert vor dem Treffen mit dem aktuell neuen Leitungsteam: Manfred Beilharz (der den Bühnen das kleine «Theater in Fridericianum» – «TiF» – als Studio- und Raum-Bühne im Keller vom historischen Museums- und seit 1955 «documenta»-Bau bescherte) verließ Kassel 1991, um die Bühnen in Bonn zu übernehmen, das damals noch deutsche Hauptstadt war; auf ihn folgte in Kassel Michael Leinert, der aus Bremen zuwanderte – acht Jahre lang fiel das Haus nur selten auf jenseits der Stadtgrenzen. Dann stürmte aus Nordhausen Christoph Nix heran – der sich schnell mit allen lokalen Einflussnehmern zerstritt, wie speziell und stilstiftend auch die Arbeiten von Sebastian Baumgarten im Musiktheater und die von Armin Petras im Schauspiel gerieten.
Nach derlei Zoff wurde Thomas Bockelmann zu einer Art Ruhe-Pol – für 17 Jahre. Der Theateralltag war wieder verlässlich, als ...
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Theater heute März 2022
Rubrik: Start Kassel, Seite 43
von Michael Laages
Im Nürnberger Museum für Kommunikation kann man die Schauspielerin Julia Bartolome auf einer riesigen Leinwand stumm sehen. Sie macht da Miene zu den verschiedensten Stimmungen, zu denen der Mensch, wenn er sich nonverbal ausdrücken möchte, fähig ist. Sie hat Angst, freut sich, trauert, ist überrascht, wütend, sie ekelt sich und verzerrt ihre Züge vor Schmerz. Ein...
Manche Theatertexte brauchen etwas länger. Im Fall von Anne Leppers frühem Stück dauerte es zehn Jahre bis hin zur Uraufführung und einem Erlebnis, das man schon in späteren Stücken wie «Seymour», «La Chemise Lacoste» oder vor nicht allzu langer Zeit in der Uraufführung von «Mädchen in Not» erfahren hatte. Die Wuppertaler Autorin taucht gerne in die Erlebniswelt...
Werner Tübke hat mit seinem gigantischen Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen eines der größten bleibenden Werke des sozialistischen Realismus geschaffen: bedeutungsschwer, allegorisch und mit einem starken Müntzer, der das Volk anführte. Ganz in der Nähe, in Bischofferode, stand einst das VEB Kali-Kombinat «Thomas Müntzer», welches 1993 von BASF – dem...