Das ausgewogenste Chaos
Vorspiel im Schummerlicht. Das Klavier spaßt, die Tuba grimmt, die Klarinette holpert hell, das Fagott stolpert dunkel voran. Ein sonderbares Quartett. Und erst die Bühne: ein Fundus für Sammelsuriumsammler. Stühle, Körbe, Mäntel, Brustpanzer fügen sich, scheinbar absichtslos derangiert, zum ausgewogensten Chaos, das sich der Theater-Experimentelle Ruedi Häusermann und seine Bühnenbildnerin Christel Wein vorstellen konnten. Häusermann spielt uns im Basler Schauspielhaus das Lied vom Valentin. Vom Fey Valentin.
Münchner Möbeltransporteurssohn, Schreinergeselle, Vereinshumorist, später Bankrotteur, dann nur noch Humorist und besser bekannt unter dem Pseudonym Karl Valentin. Geboren 1882, gestorben am Rosenmontag 1948 an einem Missverständnis. Man hatte ihn nach einer Vorstellung versehentlich eingeschlossen. Die eisige Nacht in der Garderobe gab dem stark bronchitischen Komiker den Rest – verarmt, verkannt, verbittert, wie er nach dem Weltkriegsende war.
Diesem Mann gehört neben dem Nachruhm als größter deutscher Realsatiriker seiner Zeit nun auch eine ziemlich bedingungslose Hommage mit vielen Vogel-Vaus. «V. v. V. – Verneigung vor Valentin» hat Ruedi Häusermann sein ...
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