Das abgebrochene Experiment
Abermals ein verpasster Aufbruch. Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg bleiben nicht über 2024 hinaus am Schauspielhaus Zürich. Zuletzt erwiesen sich ihre Verlängerungsverhandlungen mit dem Verwaltungsrat und der Stadt als derart zäh, dass man sich eine gemeinsame Zukunft nicht mehr vorstellen mag.
«Leider konnten wir uns trotz großem Bemühen auf allen Seiten angesichts der finanziellen Herausforderungen, gerade auch in der schwierigen Zeit nach Corona, nicht auf eine gemeinsame betriebswirtschaftlich strategische Ausrichtung des Schauspielhauses verständigen», hält der Verwaltungsrat fest.
Vor Kurzem hat die rechtspopulistische Schweizerische Volkspartei den Kampf gegen «Woke-Kultur» ins offizielle Parteiprogramm genommen. Zum Halali geblasen hatte der abtretende SVP-Bundesrat Ueli Maurer mit dem grandiosen Satz, es sei ihm eigentlich gleich, ob ihm eine Frau oder ein Mann im Amt nachfolge, «solange es kein Es ist, geht es ja noch» – und der darauffolgenden wenig staatsmännischen Verweigerung von Gesprächsangeboten, zum Beispiel seitens Kim de l’Horizon.
Wokeness ist in der Schweiz mit der üblichen helvetischen Verzögerung am Stammtisch angekommen. Da dient der Begriff als ...
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Theater heute März 2023
Rubrik: Kulturpolitik, Seite 48
von Andreas Klaeui
Ein schöner Don Carlos. Immer in Bewegung und so elastisch tänzelnd. Feingliedrig, als hätte er Gummigelenke. Auch sein Blankvers: eins a geschmeidig und so schön weich moduliert. Der Schauspieler Felix Strobel ist ein Charismatiker, auch stimmlich. Vielleicht hat man deshalb in Stuttgart das K in Schillers «Don Karlos» im Titel zum C umgebogen. Am hiesigen...
Eine Revue will sie machen, bloß kein Drama: Ein Drama, sagt die Tänzerin Fernanda Farah auf der Berliner Volksbühne, handelt immer von Family Business. Hamlet mag Claudius nicht, weil dieser Papa getötet und Mama geheiratet hat. Antigone will ihren Bruder begraben, der Onkel will es nicht. Schon bringen sich alle um. Was Antike und Klassik in die Welt gesetzt...
Bitte nicht schon wieder politisches Theater, das wird die Welt nicht verbessern», meckert die grazile alte Dame in der ersten Reihe. Es ist Geraldine Chaplin, und es ist die Crème de la crème der römischen Upperclass, die sich auf Senecas Landsitz eingefunden hat, um unter freiem Himmel einer Exklusivvorstellung seines Dramas «Thyestes» beizuwohnen, der...