Chemnitz: Pointe vs. Prosa
Beim Chemnitzer Wettbewerb für Nachwuchsdramatik machte in diesem Jahr eine Geschichte um Liebe mit Aliens das Rennen. «Rauschen. Oder: Wenn du nicht existierst, geh mir bitte aus dem Licht. Danke», so der komplette Titel, den Natalie Baudy sich für ihren Text ausgesucht hat und der über weite Strecken eher an eine Kurzgeschichte erinnert.
Im Mittelpunkt stehen drei Außerirdische, die irgendwie auf der Erde gelandet sind und schnell vom merkwürdigen Leben der Stadtbewohner absorbiert werden.
Zwei von ihnen starten, nachdem sie in einem Hotelzimmer ihre Unterkunft aufgeschlagen haben, unter der Anleitung einer leicht betrunkenen Frau mit einer Karriere als Porno-Synchronstimmen durch: unsichtbar und erfolgreich, aber zugleich maximal entfremdet. Das dritte Alien kommt in einer Studenten-WG unter, die es zunächst ignoriert, dann integriert, schließlich aber doch lieber heute als morgen abschieben will, weil es an den Smartphones der Mitbewohner herumknabbert. Schließlich endet die Expedition Erde wie bei Steven Spielbergs «E.T.» mit einer Rückkehr ins All. Eingeschobene Chor-Monologe, etwa vom Chor der futuristischen Bilderexpertinnen, komplettieren das Werk.
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Theater heute Oktober 2019
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Torben Ibs
Während ich diesen Text schreibe, bin ich angespannt. Heute, am 1. September, einem Sonntag, hat sich neuer Protest formiert. Die Demonstration findet am Hong Kong International Airport statt und hat seine Schließung zum Ziel, einfach dadurch, dass eine große Menge Menschen dort steht. Die Demonstranten sind unbewaffnet, nur einige von ihnen sind mit Helmen oder...
Kunst kann die Welt verändern. So die je nach Ansicht euphorische oder erschreckende Hypothese der jüngsten Schauspieluraufführung am Staatstheater Augsburg. In der schönen neuen Welt, wie sie der marxistische «FAZ»-Redakteur und notorische Vielschreiber Dietmar Dath in seinem neuen Stück «Die nötige Folter» skizziert, hat eine maliziös einprogrammierte Bildstörung...
Am Ende liegt ein Mann in der Badewanne. Macbeth, der Machtmensch, der Karrierist, der über Leichen geht, ist tot. Der Kopf ist zur Seite gefallen, wobei er sich auf ein Handtuch stützt, das ihm kurz vorher sein einstiger Rivale Macduff vorsichtig um das Handgelenk gewickelt hatte. Geradezu fürsorglich und besorgt begleitet dieser ihn zur Wanne, in der sich Macbeth...