Cadillac, Flossenheck
Das Universum der Lyrics von Bruce Springsteen hat etwas Patina angesetzt. Nehmen wir, nur zum Beispiel, zwei seiner Fixsterne: Das Auto war in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als der «Boss» unzählige Songs rund um Cadillacs, Highways und Thunder Roads schrieb, noch ein echtes Freiheitsversprechen, ein Symbol für Ausbruch und Selbstverwirklichung, für die wacklige Chance, irgendeiner staubigen Kleinstadt im Nirgendwo zu entkommen und mit der Karre und einer Mary oder Patti an der Seite zu glänzenderen Orten aufzubrechen.
Heute denkt man zuerst an den fossilen Sprit, den die Dinger immer noch schlucken, und ob Springsteens Lieder mit Elektromotoren auch rocken würden, steht, tja, in den Sternen.
Ein anderer und doch verwandter Fixstern ist das Feuer. Allerdings weniger jenes, welches in irgendwelchen Hochöfen lodert (das auch, etwa in «Youngstown») als das des Begehrens zwischen Mann und Frau (nein, sonderlich queer war der Boss wirklich nie). Bei «Fire», einem verführerisch-ungeduldig vor sich hin puckernden Song, dürften strenge Feminist*innen heute die Krise kriegen: «I’m driving in my car / I turn on the radio / I’m pulling you close / You just say no / You ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Juli 2021
Rubrik: Das Stück, Seite 22
von Eva Behrendt
Zugegeben: Serien haben einen nicht zu unterschätzenden Startvorteil in einem Filmfestival-Format, dass dieses Jahr pandemiebedingt für Branche und Presse nur auf dem heimischen Sofa im Streaming zu erleben war. Sie haben das Sofa und die Stauchung aufs Glotzenformat verinnerlicht, einerseits. Andererseits: Die sechsteilige Mini-Serie «Ich und die anderen» von...
Ein Gang zum «Augenblick mal»-Festival ist immer eine Zeitreise: Erinnerung an die eigene Kindheit und Abmessung, wie stark man nun in der Mitte seiner Jahre den Ruf von Trubel, Turbulenz, Rätselspaß, Quietschbunt und Quatsch mit Soße noch vernimmt. Im diesjährigen Festivalzentrum grüßten direkt die 80er Jahre in ihrer Computerfrühzeit-Pixelästhetik zurück. Denn...
«Strukturen aufbrechen, das geht nicht leise», sagt Mark Tumba. Und doch kommt Nuran David Calis’ Film «NSU 2.0» ruhig daher, ruhig und kontrolliert, mit verhaltenem Zorn. Darin rollt der Regisseur, gemeinsam mit den drei Schauspieler*innen Lotte Schubert, Mark Tumba und Torsten Flassig, die Geschichte des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) auf und verknüpft...