Boulevard der Dämmerung
Hollywood im Bockenheimer Depot. Nur ein paar Schritte aus dem Dunkel des Foyers, und wir sind mittendrin in der Traumfabrik. In einer coolen Villa auf den Hollywood Hills – Sixties-Stil, Swimmingpool und Blick auf die Lichter von L.A. – wird der Geburtstag einer Diva gefeiert. Als Gäste der Party «mit all diesen wichtigen Leuten» dürfen die Zuschauer dabei sein. Als Zaungäste allerdings, denn eine aktive Rolle haben sie nicht. Nähe und Unmittelbarkeit erweisen sich als trügerisch. Was wie Mitmachtheater aussieht, ist keins.
Zwar laden Schalensessel und Couchgarnituren zum Platznehmen ein, und man kann sich frei bewegen. Doch die Akteure ziehen ihr ganz eigenes Ding durch, und Sekt gibt es auch nicht. Beim Smalltalk über das Wetter und die Kunst geht es ums Eingemachte: den nächsten Film, ob man noch «drin» ist oder schon «draußen», das Leben, die Liebe, den Tod. Die Tonspur wird dem Zuschauer per Kopfhörer übertragen: Gespräche, Atmosphäre, Musik. Das schafft Distanz, und bei Simultan-Aktionen muss man sich seine Szene erstmal suchen und heranzoomen. Keine Party also, sondern ein Filmset? Da ist man,
fasziniert und abgestoßen zugleich, schon ganz froh, nur Komparse zu sein.
Catrin ...
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Theater heute November 2011
Rubrik: CHRONIK, Seite 51
von Sabine Heymann
Was will er denn?, fragt sich nicht nur der junge Staranwalt, der diesen Aaron verteidigen soll. Eigentlich sitzt der antriebsarme Bursche daheim bei Papa und Mama ja wie eine Made im Speck, warum also hat er sich als Ort seiner Sitzblockade jetzt ausgerechnet eine Gefängniszelle ausgesucht? Gönnt der junge Mann sich gerade die erste Lebenskrise, oder weiß er noch...
Die Welt ist eine weiße Scheibe mit Absturzgefahr. Rausgebrochen aus einem Stück Himmel, das wie ein Heiligenschein über der Bühne schwebt (Bühne Claudia Kalinski). Alleinherrscher auf dieser Scheibe ist Minister von Walter (Moritz Dürr) als Stellvertreter des gottgleichen Präsidenten, der nie da ist, wie Sekretär Wurm (Oliver Simon) mit Blick nach oben anmerkt....
Das muss sie schon selbst entscheiden, die Freie Szene. Anders als die Stadttheater ist sie in den letzten Jahren Teil eines internationalen Netzwerks und eines elaborierten
Kunstdiskurses geworden. Das bringt neue Vergleichsmöglichkeiten, Kriterien, Finanzierungsstrukturen, Herausforderungen mit sich. Eigene lokale Süppchen zu kochen,
das ist selten noch eine...