«Bittebitte, lass mich einfach verlieren»

Clare Barron «Dance Nation»

Sie sind dreizehn. Sie sind Tänzerinnen. Sie sind ambitioniert. Sie sind Freundinnen. Sie sind Konkurrentinnen. Sie entdecken ihren Körper, und ihr Körper entdeckt sie. Sie sind voller Kraft. Sie wollen siegen. Zusammen sind sie eine kleine Armee. Zuzu, Ashlee, Amina, Conny, Sofia, Maeve und Luke. Sie wollen die Welt verändern, und sie könnten es; ob es gelingt – wir wissen es nicht.

Irgendwo in uns ist es noch, dieses 13-jährige Ich von damals, radikaler, empfindsamer, unschuldiger, wütender und impulsiver als das heutige. Clare Barron hat es ausgegraben und vervielfacht.

Sieben davon versammelt sie in einer Welt der Konkurrenz, Leistung, erwachender Sexualität und der Freundschaft. Auf den ersten Blick könnte man «Dance Nation» als ein klassisches Coming-of-Age-Drama lesen. Doch das wäre zu kurz gedacht, denn eigentlich verfasst Clare Barron einen Angriff auf unser neoliberales System.

Eine Gruppe tanzender Kinder auf der Schwelle zum Erwachsenendasein. Sie wollen die National Championships gewinnen. Angetrieben werden sie von Tanzlehrer Pat und einer Mom, die gleichsam alle Moms verkörpert, was ein kluger Kniff ist: Die einzige, aber komplexe Funk­tion dieser Mom ist die ...

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Theater heute Jahrbuch 2020
Rubrik: Neue Stücke, Seite 136
von Nora Khuon

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