Biografien basteln
Sie liebt Figurentriaden und hat nach «Muttersprache Mameloschn» (Großmutter, Mutter, Tochter), «Muttermale Fenster blau» (Großvater, Mutter, Sohn) und «Schwimmen lernen» (Ehemann, Ehefrau, Geliebte der Gattin) nun ein viertes dreiblättriges Kleeblatt in einem Stück zusammengeführt.
In «Hurenkinder Schusterjungen» treffen eine Frau und zwei Männer aufeinander. Tschech, Typ Althippie, hat etwas mehr vom Leben gesehen als die beiden anderen. Ali und Buchs zählen zu jenen Exemplaren der Generation Y, die unentschlossen zwischen allen Stühlen sitzen.
Buchs macht irgendwas mit Fotografie, Ali bedient im Speisewagen des ICE. Geht es ihr schlecht, verkriecht sie sich schon mal in der Gepäckablage. Embryonalstellung. Jetzt will sie zusammen mit Buchs von Tschech eine Wohnung mieten. In welchem Verhältnis die beiden stehen, ist nicht so ganz klar, da Ali sowohl mit ihrem Mitbewohner als auch dem Vermieter in der Kiste landet.
Drei einsame Wesen treffen sich in unübersichtlichen Zeiten: Hurenkinder und Schusterjungen eben, oder versprengte Wörter und Satzteile, die beim Zeitungs- oder Magazinumbruch die Ästhetik des Satzspiegels stören. Hätte Marianna Salzmann sich darauf beschränkt, das ...
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Theater heute April 2014
Rubrik: Chronik: NT Mannheim, Seite 58
von Jürgen Berger
Es kommt eher selten vor, dass Ministerialdirigenten ihre Auftritte im Theater haben. Das ist nicht nur aus ästhetischen Gründen auch besser so. In diesem Fall handelt es sich um einen Herrn im grauen Anzug, der in einer laufenden Vorstellung vom Rang aus sein Missfallen kundtut, um alsbald zügig ins Bühnengeschehen einzugreifen: «Ich lasse mir von Ihren...
Irgendwie ist es bei Sebastian Hartmann immer ein bisschen lauter. Auf der Bühne sowieso, aber auch drumherum. Lauter das Getrommel im Vorfeld seines Debüts am Deutschen Theater Berlin, der ersten Regie nach dem Ende seiner Intendanz in Leipzig (die sich fünf Jahre lang wie ein kolossales kulturpolitisches Schlachtengetümmel ausnahm, von dem aktuell noch der Streit...
So ein schönes Land. Steile Berge, stille Seen, stolze Städte, stabiler Wohlstand. Als Dreingabe: direkte Demokratie. Das war einmal die Schweiz-Idylle, von außen betrachtet.
Von innen betrachtet, sieht die Schweiz weniger paradiesisch aus. Schon der aufgeklärte Berner Dichter Albrecht von Haller (1708–1777) ahnte, in seinem Heimatgärtlein könnten...