Autor der eigenen Geschichte werden
Die Thailänderin Jen kniet mit ihrem amerikanischen Ehemann vor dem buddhistischen Schrein der zwei Göttinnen und bringt kleine Figurinen als Opfergaben dar: einen Geparden für ihr krankes Bein, einen Gibbon-Affen für starke Glieder und einen Tiger für die Kraft ihres neuen Sohnes Itt. «Wir haben einen neuen Sohn?», fragt ihr Ehemann verwundert. «Er ist ein guter Mann», antwortet ihm Jen, und meint damit den Mann im mysteriösen Tiefschlaf, den sie im Hospital betreut. «Ein Soldat, der unserem Vaterland dient. Du bist Ausländer, Schatz. Du verstehst das nicht.
»
Was in «Cemetry of Splendour», dem neuen Film des thailändischen Regisseurs Apichatpong Weerasethakul, auf den ersten Blick als nicht ganz ernst gemeintes Wortgefecht einer kulturell gemischten Ehe erscheint («Doch Schatz, ich verstehe!»), zielt eigentlich auf eine Kritik an der Militärdiktatur seines Heimatlands ab. Im Mai 2014 hat sich das Militär in Thailand (wieder) an die Macht geputscht und verweigert der Bevölkerung seitdem die konkrete Aussicht auf demokratische Wahlen. Aktiv – und nicht zuletzt durch Polizeigewalt gegen Künstler, Medien oder politische Opposition – betreibt die Junta ein großes nationales ...
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Theater heute Januar 2016
Rubrik: Ausland, Seite 40
von Anja Quickert
Motivzeichnung zu «Mosch», mein erster Film (WDR 1980)
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