Ausnahmezustände sind keine Schande
Es ist eine von den Geschichten, wie sie Slavoj Zizek gerne erzählt, die Geschichte einer Laborratte – und somit die Geschichte von uns. Man stelle ein begehrtes Objekt (also: Käse oder Sexualpartner) so, dass die Ratte zwar weiß, dass es da ist, es aber nicht erreichen kann. Die Ratte rennt ein paar Mal gegen die Wand, gibt dann auf und wendet sich anderen, weniger attraktiven, dafür greifbaren Kompromissen zu.
Wenn man das Gehirn der Ratte nun auf eine bestimmte Art und Weise manipuliert, dann rennt sie gegen die Wand, wieder und wieder, und lässt nicht mehr davon ab: Sie ist menschlich geworden und kann den Verlust des «wahren» Objekts der Begierde nicht verschmerzen.
Es ist eine von den vielen möglichen Geschichten, die man so oder so ähnlich immer wieder zu hören bekommt beim dritten «Lovepangs»-Kongress von Carmen Brucic, der – nach Berlin und Frankfurt (ein weiterer in Zürich geplanter wurde nicht realisiert) – nun erstmals ins nichtdeutschsprachige Ausland gewandert ist, ins belgische Gent, ins Kunstencentrum Vooruit, einem der charmantesten Theater Europas.
Liebe, Schmerz, Sehnsucht, Leben, Tod – es geht bei «Lovepangs» ums Eingemachte, aber so herzlich und spielerisch ...
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