Auf Umwegen ins Ziel
Zu Peer Gynt, hier entlang. Also gut. Machen wir es wie der Titelheld. Nehmen wir den Umweg. Peers Selbstfindungstrip führt von Solveig über Marokko und die halbe Welt zurück zu Solveig. Uns Zuschauer leitet ein Schilderparcours hinter die Große Bühne, hinein in den Basler Theaterbauch, mitten in Peer Gynts Industrieheimat. Dort, im Blaumannland, wo ein Gasrohr wie ein Minarett gen Himmel sticht (Bühne Maria-Alice Bahra), knechten Ibsens Dorfbewohner, eine verzerrte Muezzinstimme ruft per Lautsprecher zum Schichtwechsel. Alle sind Arbeitsbienen. Nur einer nicht. Peer Gynt.
Der hoppelt herbei, ein Ritter in Papprüstung auf eingebildetem Streitross, ein Rotzbengel im Körper eines 20-Jährigen. Haltung schlaff, Wampe beträchtlich, Charisma null, Sex-Appeal dito. Mit dem Mut zur Witzfigur verscheucht Aljoscha Stadelmann sämtliche Naturburschenklischees gleich im ersten Auftritt. Das ist kein Peer Gynt, der im Geiste mit den Adlern fliegt. Ein Maulheld, ja, aber einer mit Stummelzähnen. Ein Träumer, vielleicht, aber seine Träume klingen arm und vernuschelt. Und die hoffnungslos überforderte Mama Aase klemmt das fettige Haar hinters Ohr und sitzt das Leben in der ...
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Vorbemerkung
Ich kann mir kein geeigneteres Forum als dieses Bonner Festival vorstellen, um über alte und neue Blicke des Westens auf Indien nachzudenken. Schließlich begann Europa in Bonn, auch bekannt als Benares am Rhein, ein systematisches Wissen über Indien zu entwickeln. Und zur Biennale sind Hunderte von Indern nach Bonn gereist, um die Vielfalt und...
Am Ende geht dieser «Platonow» überraschend glatt auf. Die kunstbeflissene Langeweile, die Schaubühnenregisseur Luk Perceval zelebriert hat, ist fast vergessen; dafür hat man den erbärmlichsten, unsexysten, entleertesten Dorfschullehrer Michail Wassilijewitsch Platonow ever zu sehen bekommen und die großartigste Generalswitwe Wojnizewa gleich dazu. Ihren an...
So sehen pubertäre Träume aus: Die eigene Mutter vor einer großen Menschenmenge bloßstellen mit bohrenden Fragen nach ihrer Kindheit im Nationalsozialismus; auf ein monströses Eisernes Kreuz steigen und mit gestrecktem Arm «Heil Hitler!» ins Volk brüllen; und schließlich mit der Macht des Mikrofons ausgestattet raunende Welt- und Selbsterklärungen an staunende...