Arena der Bösen
Thomas Köck hat einen titelgemäßen Rache-Feldzug zusammengestellt mit einer Handvoll Figuren, Zitaten, Geschichten, Arien – von der Bibel über Shakespeare bis zu Mozart und Händel –, Jan Philipp Gloger ihn im Nürnberger Schauspielhaus als Crossover-Produktion in Szene gesetzt.
Dazu holte er sich vom Opernhaus nebenan etwa die Sopranistin Andromahi Raptis für eine düstere Königin der Nacht, baute Ballett-Kämpfe und Höllen-Zauber ein, schickte zwischen Streicher-Intermezzi und Donnergrollen Michael Kohlhaas in den Ring und machte mit Lulu oder Medea klar, dass auch die Frauen nicht ohne schlimme Hintergedanken und immer für ein Übel gut sind. Das alles wirkte dann aber leider doch eher wie eine kurzweilige Revue der illustrierten Todsünden denn als stimmige Bestandsaufnahme menschlicher Unzulänglichkeit. Von der Achse des Bösen ist es in Nürnberg nur ein Schritt zur Arena der Bösen (Bühne: Marie Roth). Auf Stufen sitzen sie aufgereiht und balgen sich in der Arena durch die Literatur- und Musikgeschichte. Die Sprünge vom frühen Bruderzwist (man sieht keulenschwingend Kain und Abel) zur Königin der Nacht, die aus dem Bühnenhimmel herabdräut und die berühmte Arie schön und sicher gibt, ...
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Theater heute 4 2023
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Bernd Noack
Jürgen Flimm war der moderne Bruder von Thomas Bernhards Theatermacher Bruscon, ein zumeist liebenswürdiger und liebenswerter Geysir, der mitunter auch zum gefährlich brodelnden, Feuer und Mordio speienden Vulkan werden konnte. Er tanzte auf vielen Hochzeiten, aber weiß Gott nicht auf allen. Dieser neuzeitliche Striese war auch ein kluger Stratege, ein gewiefter...
In dem schönen Ort Maria Blut
werden alle Schmerzen wieder gut,
bringst der Gottesmutter nur aus Wachs die Hand
und dann brauchst kein Medizin und kein Verband,
Medizin und Verband viel Geld dir kosten tät,
sie aber machts für ein Gebet.
FIGUREN
(Besetzung der Uraufführung der Bühnenfassung im Wiener Akademietheater)
Stimme der Erzählerin (Stefanie Dvorak)
Doktor...
Auf der Bühne dreht sich ein Sandhaufen mit drei weißen Monoblockstühlen, darüber kreist eine gigantische orangene Sonne aus Scheinwerfern unter Pergamenthaut (Bühne Sabine Mäder). Könnte irgendwo in der Wüste sein oder in provinzieller Einöde, vielleicht sogar ganz in der Nähe. Eine Frau, eindeutig overdressed im cremefarbenen Kleid mit hoher Taille und langem...