Anschluss gesucht

Das 40. Belgrader «Bitef»-Festival bricht zu neuen Ufern auf

Schreiben Sie gut über unser Land», meinte die Passagierin im Flugzeug noch, die heute in Deutschland lebt und jedes Jahr die Familie in Belgrad besucht. Da wuchs sie auf und studierte Jura, ging dann allerdings mit ihrem Mann nach Deutschland. Trotzdem kennt sie noch heute ihre Pappenheimer: Vuk Draskovic etwa, den amtierenden Außenminister von Serbien-Montenegro, der sich bei seinen Treffen mit europäischen Außenministern die Frage gefallen lassen muss, wie ernst sein Land die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag nimmt.

Draskovic studierte mit ihr Jura und sei schon damals sehr speziell gewesen, erzählt sie, und es ist nicht zu übersehen, wie wenig sie versteht, wer nach dem Ende des Balkankrieges alles in hohe Regierungsämter gelangen konnte. Kommt die Sprache allerdings auf das «Bitef», strahlen ihre Augen. 

Das «Belgrade International Theatre Festival» ist nicht nur eine Institution im osteuropäischen Raum und fungierte in der Tito-Ära als west-östlicher Kultur-Diwan. Es überstand auch die düsteren Jahre, in denen der Milosevic-Clan das Land zugrunde richtete. Zu der Zeit war die Sitznachbarin aus dem Flugzeug schon ...

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Theater heute Dezember 2006
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Jürgen Berger

Vergriffen
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