Am seidenen Faden

Peter Carp startet rasant als Intendant des gefährdeten Theaters Oberhausen – mit «Woyzeck» nach Tom Waits, «Tartuffe» à la Herbert Fritsch und Astrid Meyerfeldt als Brechts «Mutter» mit Volksbühnen-Schnauze

Wenn ein neuer Intendant gleich zu Amtsantritt gegen Schließungs-Szenarien antreten muss, ist in seiner Stadt einiges schiefgegangen. Normalerweise sollte er sich zunächst auf die Kunst konzentrieren können. Aber in Oberhausen ist der­zeit nichts normal. Deshalb die Gräuel vorab.

Die Situation des Theaters Oberhausen ist nicht nur ein lokales Problem. Es geht um die Situ­a­tion der Stadttheater in NRW insgesamt. In Hagen und Mönchengladbach steht ebenfalls die Existenz der Theater auf dem Spiel. Die nordrhein-westfälische Theaterkrise hat politische Ursachen.

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern werden die 23 nordrhein-westfälischen öffentlich finanzierten Bühnen fast ausschließlich durch die Städte unterhalten (bis auf die vier kleinen Landestheater und das zur Hälfte vom Land finanzierte Düsseldorfer Schauspielhaus). Und von denen sind viele pleite. Jahrzehntelang sind die Aufgaben der Städte im sozialen Bereich gewachsen, ohne dass die Einnahmen zugenommen haben. Daran haben auch diverse Reformen der Kommunalfinanzen nichts geändert. Die Ruhrgebietsstädte hat diese Entwicklung von allen Kommunen im Westen schon immer am stärksten betroffen.

 

Schrumpfende Stadt Oberhausen

Oberha ...

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Theater heute Februar 2009
Rubrik: Start, Seite 40
von Gerhard Preusser

Vergriffen
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