Am deutschen Mittagstisch

Elfriede Jelinek «Ulrike Maria Stuart»

Im Grunde schreibt Elfriede Jelinek schon lange keine Stücke mehr. Sie stellt Textblöcke zur Verfügung, aus denen bei entsprechender Behandlung Theater werden kann. Sie sind dabei nicht zimperlich, diese Texte, im Gegenteil, sie wollen hart rangenommen werden.

Dafür sind sie aber auch zu allem bereit und gänzlich uneitel, wenn es darum geht, sich offensiv benutzen zu lassen, weshalb es auch keine Schrulle, sondern nur nachvollziehbar und konsequent ist – eine Geste höchster Hingabe bei maximaler Selbstbehauptung sozusagen –, dass Jelinek ihr jüngstes, Schiller und RAF kurzschließendes Königinnendrama «Ulrike Maria Stuart» diesmal gar nicht zur Veröffentlichung freigegeben hat. Es soll Theater werden und sonst gar nichts – was man von Nicolas Stemanns virtuos auf allen Registern schmerzhafter Peinlichkeit spielenden Uraufführung am Hamburger Thalia Theater mit ihrem grellbunten Formate-Mix von Trash-Comedy über Blockflötenkonzert und Historien-Blockbuster «Der Untergang 2» bis zu Terror-Revue und Farbbeutelschlacht durchaus behaupten kann.

Bei der mit Spannung erwarteten Zweitinszenierung des explosiven Sprachgemischs durch Jossi Wieler an den Münchner Kammerspielen hat die Zündung ...

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Theater heute Mai 2007
Rubrik: Chronik, Seite 45
von Silvia Stammen

Vergriffen
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