58 Küchenmixer.
Eva Behrendt Herr Joss, was kann eine Puppe, das ein Schauspieler nicht kann?
Markus Joss Eine Puppe kann überhaupt erst auf der Bühne entstehen. In gewisser Weise trifft das auch für die Figur zu, die ein Schauspieler darstellt. Aber im Fall der Puppe – oder eines anderen unbelebten Gegenstandes – geht die Verwandlungs- und Imaginationskraft der Puppenspieler und des Publikums viel weiter: Einen Schauspieler für diese oder jene Rollenfigur zu halten ist naheliegender, als zum Beispiel eine Waschmaschine in dieser Rolle zu akzeptieren.
Dabei ist Letzteres absolut möglich, und gerade in der Diskrepanz zwischen Material und Imagination, in der Animation unbelebter Materie, liegt die große Faszination des Puppentheaters. Ein Beispiel aus dem Kurs «Grundlagen der Animation»: Stellen Sie sich einen Tisch vor, darauf ein Stapel Zeitungspapier, etwas weiter weg eine Schale mit Wasser. Jetzt treten zwei bis drei Spieler an diesen Tisch und formen aus dem Papier eine Figur. Sie verlebendigen sie, indem sie sie z. B. auf Geräusche reagieren lassen, indem sie suggerieren, dass sie fähig ist, wahrzunehmen und zu empfinden; vielleicht hat sie Liebeskummer. Wenn dann diese Figur in die Schüssel ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Oktober 2013
Rubrik: Puppentheater, Seite 46
von Eva Behrendt
Eigentlich ist «Das Helmi» überhaupt kein Theater. Zumindest keines, wo man angestrengt in die bewährte Kristallkugel aus Dramenliteratur, Inszenierungskonzept, Besetzungsidee etc. blicken muss. Das Helmi ist eher eine Stimmung, ein Geist, ein «spirit». Etwas, das sich an einem beliebigen Sonntagabend in der Berliner Kiez-Spielstätte Ballhaus Ost im dritten Stock...
Altern an sich ist schon eine lästige Angelegenheit. Aber es gibt nichts Lästigeres, als in der Haut eines alternden Genies zu stecken: zu wissen, dass einen seine Musik nach dem eigenen Ende unsterblich macht, zu fühlen, dass einen Amerika berauschen würde, und über alledem in Zürich stranden, vermutlich aufgrund einer notorisch klammen Reisekasse. Solche...
In Bayreuth ist auch der Zuschauer anschauenswerth, es ist kein Zweifel», schreibt Friedrich Nietzsche 1876. Er wirft damit kein parodistisches Licht auf das Publikum, das überlässt Nietzsche der «sehr unmagischen Laterne unserer witzelnden Zeitungsschreiber». Nein, der Denker betont die Exzentrik der Veranstaltung, um nicht nur die Kunst, sondern auch das Publikum...