12 rollen am BE
Erwin Geschonneck war schon 43 Jahre alt, als er in seiner Heimatstadt Berlin debütierte. In der ersten Aufführung des neugegründeten Berliner Ensembles, Brechts «Herr Puntila und sein Knecht Matti», spielte er den proletarischen Widerpart des Gutsbesitzers und Leuteschinders, den der von Brecht aus der Schweiz geholte Leonard Steckel schon bei der Zürcher Uraufführung des Stücks 1948 gespielt hatte: «Die realistische Gegenfigur zu Steckels groteskem Herrn. Die Rolle hochheikel, denn wer gegen die Groteske im Tonfall des Natürlichen recht behalten soll, muss viel können.
Dieser kann’s und ist damit in einem gelungenen Schlage zu einem unserer brauchbarsten Schauspieler geworden. Der duldende, überlegene Nebenton, den er anschlägt, wie er seine trockenen Sentenzen in die qualligen Reden des Puntila abschießt. Wie er das Proletarische, das bei uns schauspielerisch fast keiner mehr beherrscht, völlig unaufdringlich, richtig und zutreffend macht, das war schon erstaunlich. Und der Mann hat, o Seltenheit!, Humor. Ausgezeichnet.» So sprach Friedrich Luft (damals noch ein Brecht-Bewunderer, ehe ihn der Kalte Krieg von Brecht trennte) am 13. November 1949 im RIAS.
Geschonneck beherrschte ...
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