Ideologie: Neonkommunismus

In der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz versuchten Antonio Negri, Slavoj Zizek und Alain Badiou die «Idee des Kommunismus» zu retten

Wissen Sie, was Staaten und Frauen gemeinsam haben? – Mit Frauen zu leben ist sehr schwer, ohne sie aber auch. Und mit den Staaten ist es genauso.» Als Slavoj Zizek die Schwierigkeiten einer überstaatlich gedachten kommunistischen Weltordnung auf ihren erkenntnistheoretischen Punkt brachte, wirkte das altherrliche Berufslachen der Genossen am Podiumsstammtisch ziemlich bemüht.

Drei lange Tage hing die «Idee des Kommunismus» im Großen Saal der Volksbühne, ohne greifbar zu werden.

Als bühnenbreiter Schriftzug in neonkommunistischem Pink behauptete sie zwar, den Bogen «zwischen philosophischer Kritik und wirklicher (sic!) Bilanz der sozialistischen Staaten» zu spannen. Doch da waren die vielfältig ausdifferenzierten linken Emanzipationssubjekte im Publikum
zu optimistisch, denn obwohl man «den Begriff des Kommunismus neu und in seiner ganzen Bedeutungsvielfalt» denken wollte, sollte die Befreiung vom herrschenden Kapitalismus wesentlich dem revolutionären Subjekt der Ar­beiterbewegung vorbehalten bleiben: Dieses kann man zwar in Zeiten des «Totalitarismus des Kapitals» nicht mehr so ganz präzise bestimmen, das aber dafür universell. Da tragfähige Subjekte nicht anwesend waren, mussten ...

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Theater heute August / September 2010
Rubrik: Magazin, Seite 83
von Anja Quickert

Vergriffen
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