Die Leere füllen

An der Berliner Volksbühne stellt sich der Interimsschauspieldirektor Arnarsson mit einer postheroischen «Odyssee» vor

Er hatte schon im Vorfeld seinen Respekt vor dieser Bühne kundgetan, ihrer Größe, ihrer Tiefe, ihrer Geschichte. Thorleifur Örn Arnasson, der 41-jährige isländische Regisseur, dessen Name spätestens seit seiner hannoverschen Mythenüberschreibung «Edda» 2018 (die er jetzt fürs Burgtheater aktualisiert) in Theaterkreisen zirkulierte, wusste, was er sich antat, als er die Rolle als lückenbüßender Schauspieldirektor für die nächsten zwei Jahre bis zur Pollesch-Intendanz an der Volksbühne übernahm.

Mit ihm soll eine erste Stetigkeit in die nach dem Dercon-Debakel von Interims-Intendant Klaus Dörr wieder behutsam in die Normalität zurückgeführte Volksbühne einkehren: die Rückkehr zum Ensemble- und Repertoiretheater. Ein zweiter Versuch, die Leere zu füllen, die Castorfs mythenbefrachtetes Vierteljahrhundert dröhnend hinterlassen hatte. 

Im Soundgewitter

Zum Auftakt also die «Odyssee», ein nicht minder mythenbeladener Brocken, die Arnarsson im bewährten «Edda»-Modus mit seinem Koautor Mikael Torfason in die Kriege der Gegenwart fortschreibt. Hier stehen sie also zum ersten Mal auf dieser Bühne, sieben junge Schauspieler aus dem neuen 17-köpfigen Ensemble. Schon eine Viertelstunde, bevor ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute November 2019
Rubrik: Aufführungen, Seite 28
von Barbara Burckhardt

Weitere Beiträge
Graz: Der? Die? Das?

Angeblich lesen die Leute deshalb weniger Romane als früher, weil sie lieber Serien schauen. Viele gehen aber auch ins Theater, wo sich das Adaptieren von dicken Büchern ungebrochener Beliebtheit erfreut; in Graz ist dafür der Regisseur Alexander Eisenach zuständig. Nach Clemens J. Setz’ «Frequenzen» (TH 6/16) und Thomas Manns «Zauberberg» (TH 3/18) hat er nun zur...

Bern: Glanz und Relevanz

Ein Handtuch von einem jungen Mann schleicht an die Rampe. Sein Dasein ist ihm selbst nicht ganz geheuer. Entsprechend meidet er die Mitte im breiten, leeren Raum der Berner Vidmarhallen. Das ist Elmar Goerdens «Sohn», Titelfigur im letzten Teil einer Trilogie, die lose an Homers Telemachos aus der «Odyssee» anknüpft und seit 2016 Stück für Stück am Theater Bern...

Erinnerungen: Utopie des herrschaftsfreien Verlags

Karlheinz Braun, 1932 in Frankfurt am Main geboren und dort noch immer lebend, hat sein Herz und sein Leben dieser Stadt, ihren Theatern und Kultureinrichtungen geöffnet und es als junger Regisseur und Schauspieler, dann als Leiter des Theaterverlags Suhrkamp und schließlich als Gründer und Delegierter des Theaterverlags der Autoren ganz an seine Autoren verloren....