Wie ist die Lage?

Nach dem Knall: Noch-Intendant Sebastian Hartmann beschreibt in Leipzig mit Ingmar Bergmans Familiendrama «Fanny und Alexander» die eigene Ratlosigkeit

Manche Sätze gehen einfach nicht auf Deutsch. Es sei denn, man hat schon ein halbes Bühnenleben hinter sich und kann sie derart tief empfunden vor sich hin näseln wie Peter René Lüdicke: «Was du dir eingelöffelt hast, das musst du auch wieder aussuppen.» Der ergraute Narr schaut seitlich über seine Schulter auf Susanne Böwe, die als seine Mutter Ekdahl mit kantigem Schweigen das Malheur ihres Buben betrachtet: Er hat sich seinen Finger eingeklemmt, in einer Stuhllehne. Und wie von ungefähr, zerbrechlich und ungeschickt, zeigt dieser Finger jetzt ins Publikum.

«Mama», sagt Lüdicke, «beweis mir, dass ich lebe.»

    Ausgenüchtert

Wenn es noch eines solchen Beweises bedurft hätte, dass Kunst auch in der Agonie eine ganz eigene, anrührende Lebendigkeit ausstrahlen kann, dann hat ihn diese Saisoneröffnung am Leipziger Centraltheater mit der Ingmar-Bergman-Adaption «Fanny und Alexander» gegeben. Nicht weil sie vor Kraft strotzen würde. Sondern eigentlich ganz im Gegenteil.

Aber der Reihe nach. Eine Woche vor der Premiere gab Intendant Sebastian Hartmann bekannt, dass er seinen laufenden Vertrag am Centraltheater nicht über die Spielzeit 2012/2013 hin­aus verlängern werde. Nach fünf Jahren ...

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Theater heute November 2011
Rubrik: AUFFÜHRUNGEN, Seite 36
von Christian Rakow

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