Milgram für Führungskräfte

Lutz Hübner «Die Firma dankt» (Staatsschauspiel, Kleines Haus)

Theater heute - Logo

Duzen Sie Ihren Chef? Herrscht bei Ihnen auch diese lockere Arbeitsatmosphäre mit offe­ner Tür, Relaxzone und dem Zwang, mit irgendwem Mittagessen zu gehen? Und ist Ihnen
das auch manchmal unheimlich? Ein Arbeitsverhältnis, das angeblich auf Vertrauen basiert, aber letzt­lich nichts daran ändert, dass man Sie irgendwann kündigt, Ihr Chef aber nur abgefunden werden kann? Dann ist dies das richtige Stück, um Sie fertig zu machen: Lutz Hübners «Die Firma dankt», uraufgeführt am Staatsschauspiel Dresden.

Denn in dieser Pseudokomödie geht es um die Panik, die verschwommene Machtverhältnisse auslösen.

Krusenstern, ein leitender Angestellter Mitte 40, der vernünftige Meetings mit Clipboard ebenso schätzt wie das Nickerchen am Arbeitsplatz, steht vor einer unlösbaren Prüfung. Eingeladen ins Gästehaus seiner Firma, wird der Nadelstreifen-Mann unvorbereitet mit den Sitten modernen Managements konfrontiert: Duzen und Fingerfood, Personaltrainerin und Saunaspaß, flache Hierarchien und ein Praktikant in Streetwear, der Krusenstern mit lässigem Selbstbewusstsein zur Weißglut treibt. Leider ist dieser vermeintliche Naseweiß der neue Firmenchef, ein strahlender Stern am Wirtschaftshimmel mit ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute April 2011
Rubrik: Chronik, Seite 50
von Till Briegleb

Weitere Beiträge
Neue Stücke

Wie soll man leben? In Thomas Freyers neuem Stück «Das halbe Meer» versucht ein Aussteigertrüpplein auf einer abgelegenen Insel einen der Gemeinschaft verpflichteten Gesellschaftsentwurf, Tilmann Köhler inszeniert in Dresden. Juli Zeh sperrt für ihren Feldversuch «203» in Düsseldorf vier Menschen in ein Zimmer und lässt sie rundum versorgen, überwacht von...

Hamster in der Box

Eine «Wohlfühlkonferenz über allgemeine Zukunftsfragen» könnte es werden. Zuerst einmal geht es für die Dolmetschhamster in ihren schallisolierten Zellen allerdings darum, ob die Räuspertaste funktioniert und die Chinesen vielleicht doch noch kommen. Sie kommen dann natürlich nicht, die Chinesen, dafür erscheint einer der Minister und gibt dem Kollegen aus Spanien...

Lob der Heimat

Natürlich könnte man jederzeit die Sinnfrage stellen: Wer braucht eine vierstündige
Dramatisierung von Falladas Wirtschaftskrisen-Panorama «Bauern, Bonzen und Bomben», wenn man in dieser Zeit schon 200 bis 300 Romanseiten lesen könnte? Wozu eine Bühnenbearbeitung dieses deutschen 30er Jahre Kleinstadt-Polit-Biotops, wenn sie doch nur ohne weitere Deu­tungs­­absicht...