Marktgemüse
Spargel» von Gianina Carbunariu (ein Einakter, der aber gerade von der Autorin zu einem abendfüllenden Stück für das Volkstheater in Wien ausgearbeitet wird) spielt in einem Supermarkt in England. Uhrzeit: 21.15, eine Dreiviertelstunde vor Ladenschluss. George, Engländer, Pensionist und Dani, Rumäne, Mitte dreißig, Spargelpflücker, studieren das Angebot. Es ist einer dieser Supermärkte, die abends ihre verderblichen Waren stark reduzieren ...
Diese Beschäftigungen wiederholen sich Abend für Abend: Warten bis zu dem Moment kurz vor Ladenschluss, in dem sämtliche Nahrungsmittel, deren Ablaufdatum unmittelbar bevorsteht, billiger verkauft werden.Die beiden Männer sind allerdings auf der Schnäppchenjagd ganz und gar in sich selbst versunken: vor allem Dani. Die Situation, auf Tagelohnbasis zu arbeiten, ohne Gewerkschaft, ohne Rechte, lässt ihn – wie Hunderte von Arbeitern – halblegal fern von zu Hause schuften. Nach einem viel zu langen Arbeitstag bleibt ihm wie seinen Kollegen aus allen «armen» Ländern Europas nichts anderes übrig, als in trostlosen Unterkünften herumzusitzen und von einem besseren Leben in der Heimat zu träumen. Der Supermarkt als Denk-, als Wegwunschraum. Dani ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Jahrbuch 2010
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 173
von Barbara Weber
1. Teil Spurensuche
Früher begann der Tag mit einer Schusswunde. Im Juni 1967 reist Ernst Wendt für «Theater heute» zur Experimenta nach Frankfurt am Main. Hier sein Bericht aus Heft 7/67:
«Der Schuß, der den Studenten Benno Ohnesorg in den Hinterkopf traf, fiel während der ersten Stunde der Experimenta II, das Stockholmer Scala-Theater zeigte im Theater am Turm...
Unspektakulärer kann Nacktheit wahrscheinlich nicht mal am FKK-Strand rüberkommen. Kein handelsübliches Murren regt sich im Silbersee des Schauspiels Hannover im vorderen Parkett, kein Kichern in den reich mit Schulklassen besetzten hinteren Reihen. Dass Sandra Hüller als Parzival die Bühne splitterfasernackt betritt und das auch eine ganze Weile bleiben wird,...
Noch immer sorgt das Bild im Pariser Musée d’Orsay für leichte Irritation, wenn der Blick des von einem zum anderen Bild schreitenden Betrachters plötzlich zwischen zwei geöffnete Schenkel fällt, zwischen denen die Lippen sichtbar, der Spalt der Klitoris erkennbar, der behaarte Schamhügel einer Liegenden sich ihm entgegenwölbt. Eine Nahsicht, naturgetreu...