Der Sandkastengott
Wer Manfred Meihöfer auf der Bühne erlebt hat, weiß, dass mit ihm ein zum Platzen pralles Energiebündel auftrat. Manchmal hatte man fast den Eindruck, als tobe während des Spielens in ihm eine Wut auf das Spielen selbst, als wollte er dieses «Als ob» in sich niederringen.
Vor ungefähr zehn Jahren spielte er am Berliner Gorki-Theater den Anton Meister in der Regie von Mark Zurmühle. Anschließend saßen wir mit ihm bei einem besseren Italiener zusammen. Wie meistens mit ihm, merkte man erst, als die Kellner uns zum Gehen aufforderten, dass die anderen Gäste längst weg waren.
Später, als wir danach zu ihm gingen und man mit der Nacht bei Weitem noch nicht zu Ende war, zog er aus seiner Tasche, die er den Abend über bei sich hatte, plötzlich Stoffservietten, Aschenbecher und Kerzenständer hervor, als handle es sich um den selbstverständlichsten Zaubertrick der Welt. Nur dass keiner von uns bemerkt hatte, wie er diese Gegenstände beim Italiener verschwinden ließ. Mit Stehlen hatte das nichts zu tun. Denn wer einmal in seiner Wohnung war, den wunderte es nicht, dass ihm Gegenstände wie von selbst folgten. Immerhin konnte er ihnen, wie kein anderer, ein Leben einreden. Seine Wohnung war ...
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