Unheimliche Nähe
Im Foyer, das einem Wartesaal gleicht, herrscht das große Flüstern. Das Licht ist gedämpft, nur wenige Zuschauer sind vor Ort. Der Abend verspricht kein kollektives Erlebnis, denn jede Eintrittskarte hat eine eigene Anfangszeit.
Bernhard Mikeskas szenische Installation «Remake::Rosemarie» schickt das Publikum einzeln durch ein enges Raumlabyrinth mit niedrigen Decken, das Evi Wiedemann in einen Seitenteil der riesigen Halle des alten Bockenheimer Straßenbahndepots gebaut hat.
Per Funkkopfhörer wird man in und durch Zimmerchen gelotst, wo zumeist die gleichen 50er-Jahre-Möbel warten – ein kleines rotes Sofa, zwei Tische, eine Stehlampe, auf dem Boden ein schwarzer Läufer. Irgendwo steht eine große weiße Vase mit roten Dahlien, an der Wand hängen alte Uhren ohne Zeiger und Abreißkalender, die rückwärts laufen. Die Zeit ist nicht einfach stehen geblieben, sie läuft in einer Schleife. Deshalb kommt der Zuschauer immer wieder in das verkleinerte Wohnzimmer von Rosemarie Nitribitt, in dem die legendäre Edelprostituierte 1957 in Frankfurt ermordet wurde.
Allerdings ist Mikeskas interaktives Rätselspiel kein Dokumentartheater und auch keine Mythenaufarbeitung, sondern ein sinnlicher ...
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