Die Liebe zum Fremden
Mit Sandro Lunin hat ein Kenner des afrikanischen Theaters die künstlerische Leitung des Spektakels neu übernommen. Sein Programm ließ auf etwas schließen, was man mitunter von Freunden kennt, die unterschiedliche Teile Afrikas länger aus der Nähe gesehen haben: Die sind vom Kitschsyndrom, einer touristisch hilflosen Umkehrung von Rassismus, in der Regel kuriert. Und vielleicht ist es gerade Lunins Unaufgeregtheit im Blick auf afrikanisches Theater, die eine Einladung wie «House of the Holy Afro» ermöglicht hat.
Afrikanische Kunst ohne Touri-Blick
Die Programmzeitung wusste über diese südafrikanische Musikshow viel von Afrika-Klischees, welche der Regisseur Brett Bailey parodieren würde. Das Zürcher Publikum erwartete also eine reflektierte Safari: Ein Afrikaner mit nacktem Oberkörper muss auf der Bühne sein Afrikanischsein ja stets zum Thema machen – er bleibt markiert. Doch was die Gruppe Third World Bunfight bot, war eher ein Feedback auf schwule House-Discos im Chicago der späten Achtziger. Solche Klubkulturen dürften dem Publikum noch fremder gewesen sein als die Vorstellung irgendeines Afrikas. Ein schönes Missverständnis, wenn der Fremde nicht nur über sich, sondern ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Schreib aber hin, dass ich ein seriöser Autor bin», ermahnt mich Felicia Zeller am Ende unseres Gesprächs, laut lachend: «Schreib nicht hin, macht nur Witze und lacht, das kann ich nicht ausstehen. Oft ist ja das Niveau sehr niedrig, beim Journalisten. Da stehen dann so Sachen drin, welche Farbe die Brille hat und welche Witze ich mach, wenn denn der Witz...
Vielleicht zur Abwechslung mal wieder ein gutes Buch lesen? Oder ein Abend im Theater?
Besonders vertrauenserweckend sieht dieser Gerichtshof nicht aus: Die Toten und Erschlagenen des Stücks – Agamemnon, Kassandra, Klytämestra und Aigisth – kehren als blutverschmierte Gräuelleichen wieder, erklimmen ein mikrofonbestücktes Podium und bekommen von einer Elektra, die auch Pallas Athene sein könnte, vier kissengroße Richterperücken übergestülpt....