Flashback Ismene

Anna Gschnitzer «Ich, Antigone» (U) am Staatstheater Mainz

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Die Leinwände an den Seitenwänden und der Rückwand bewegen sich langsam nach oben. Irgendwann sind Gebäude zu sehen, zur Bühne hin mit Arkaden bestückt, die nicht nur in der griechischen Sommerhitze für Schatten, eine kühlende Luftzirkulation und die Möglichkeit eines offen demokratischen Gedankenaustausches sorgen können.

Die Atmosphäre von Thea Hoffmann-Axthelms Bühnenbild strahlt allerdings nicht die sonnige Offenheit einer südlichen Piazza aus, es wirkt entschieden düster, baufällig und wie ein Trümmerfeld, auf dem merkwürdige Gestalten streunen, von denen man nicht weiß, sind das Obdachlose nach der Implosion einer Stadtgesellschaft oder Trümmermenschen nach einem Drohnenangriff? Eigentlich müsste das der Chor sein, der in der antiken Tragödie gesellschaftspolitische Verwerfungen und rätselhafte Vorkommnisse hinterfragt. Beginnen die Gestalten zu sprechen, wird allerdings klar: Das ist ein Ensemble aus Staubteilchen – «Wir legen uns auf alles was ist / auf alles was war / Wir sind / nicht eins / wir werden eingeatmet / und weitergetragen / in den Lungen».

Etwa in der Mitte des Textes hat der Staub sich dann allerdings gelegt, er kommt schlicht nicht mehr zu Wort. Es ist also ...

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Theater heute November 2024
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Jürgen Berger

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