The Circle of Life
Seit jeher war das europäische Theater eine Ego-Show: Der Mensch hat sich mit sich selbst beschäftigt, Natur kam nur am Rande vor, als Gegenwelt, Bedrohung oder Seelenspiegel. Tragisches spielte sich – aristotelisch, aristokratisch – in Herrscherhäusern ab, tränenwürdig war nur der Sturz der Mäch tigen. Seit dem sozialen Realismus wird dieses Privileg auch den «Normalos» zugestanden, wir Aufgeklärten dürfen mit allen Menschen mit leiden, Horizonte haben sich erweitert.
Während wir aber noch immer versuchen, die Prägungen von Klassismus, Rassismus und Sexismus abzutragen, erschallt als neuer Ruf: Nieder mit dem Speziesismus! Menschen, die ihr Natur und Planeten zerstört, schaut auch auf Tiere und Pflanzen, auf andere Spezies und Arten!
Da stehen wir nun. Während Natur dokus dank neuer Technik und Drohnen immer eindrucksvoller werden und in der freien Theaterszene Waldspaziergänge choreografiert und Heuschrecken oder Oktopusse auf die Bühne geholt werden, bleibt das Ensemble-Theater so menschlich als wie zuvor. «Animal Farm», «Dschungelbuch», «Funklerwald» und Co. verlegen menschliche Konflikte einfach fabel-haft in eine Tierwelt. Außerdem sind Auftritte im Eisbärenkostüm beliebt, ...
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Theater heute Jahrbuch 2024
Rubrik: Neue Stücke, Seite 147
von Stefan Bläske
Was hat mich getriggert …? Mmmhh … also getriggert, das ist ja, wenn wohlerzogene, etablierte Männer aus Autos steigen und … Und sich plötzlich wie wahnsinnige Halbstarke beleidigen. Wenn Fahrradfahrer Autofahrern durchs offene Fenster Morddrohungen zurufen. Wenn jemand in einer Wartetraube in einem Handystore eine Panikattacke bekommt, weil die Servicekraft privat...
Wenn ich mit Kollegen aus der «Kunstblase» in verschiedenen Ländern darüber spreche, wie lange die Emanzipation der Ukrainer vom imperialen Einfluss Russlands dauert, treffe ich seltener auf Ablehnung oder Unverständnis als auf eine unaussprechliche Schwere und Trauer. Eine unsagbare geistige Trägheit. Heißt das, dass man alles neu lernen muss, das Brillenglas...
Dieser Bilderstrom ist eine permanente Überwältigung, ein irrer Sog, ein Labyrinth, in dem man sich verlieren kann. Dynamisch und in hohem Tempo ergießt er sich in der Romanadaption «RCE» am Berliner Ensemble auf Daniel Roskamps Bühnenkonstruktion. Wie mit Buntstift schraffierte Farbnetze auf schwarzem Grund zum Auftakt, sich in verschiedenen Graustufen...