Fliegen im Kopf

Leonie Lorena Wyss «Muttertier» am Burgtheater Wien

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An schlechten Tagen wacht sie gar nicht auf, hat sich ins Schlafzimmer zurückgezogen, ist zugedröhnt von ihren Tabletten und überlässt ihre drei Kinder sich selbst. An guten Tagen aber steht sie plötzlich mit der Badetasche im Flur, macht Stress, ob die Schwimmsachen für den Ausflug ins Hallenbad schon eingepackt sind. Im Auto läuft Musik, «Bello e impossibile», die Kinder denken, die Sängerin meine ihren Hund. Es gibt Gummischlangen, und die Welt ist schön, so schön wie in Gianna Nanninis Song, der von einer unmöglichen, unbesiegbaren Frau erzählt.

«Muttertier» von Leonie Lorena Wyss, Jahrgang 1997, ist eine Überforderungspartitur für «drei Geschwisterstimmen». Am Krankenbett ihrer Mutter erinnern sie sich an ihre Kindheit. An ihre Spiele, um die Einsamkeit zu vertreiben, wenn die Alleinerziehende wieder einmal out of order gewesen ist. Dann steigern sie sich in Szenen aus dem Katastrophenfilm «Titanic» (1997), wobei sie weniger die Lovestory als die Action interessiert. Immer, wenn Leonardo DiCaprio auftritt, zoomen sie schnell weg. Kate Winslet ist ihr Objekt der Begierde. Insofern macht es Sinn, dass bei der Uraufführung im kleinen Vestibül des Burgtheaters drei ...

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Theater heute April 2024
Rubrik: Chronik, Seite 60
von Karin Cerny

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