Räusche und Geräusche
Es ist immer wieder interessant, an Nazi-Kontinuitäten erinnert zu werden – dass etwa im Jahr 1988 Thomas Bernhards Uraufführung von «Heldenplatz» nur unter Polizeischutz stattfinden konnte und einen der größten Theaterskandale Österreichs der Nachkriegsgeschichte auslöste. Bernhard, der im Stück den fortdauernden Antisemitismus in Gesellschaft und Kulturbetrieb thematisierte, beging für den gerade erst zwei Jahre zuvor gewählten Bundespräsident Kurt Waldheim, einst selbst SA-Offizier, eine untragbare «globale Beschimpfung Österreichs».
Es hagelte Boykott-Rufe, reale Angriffe und Todesdrohungen.
Im Theater an der Ruhr verzahnt das in NRW spitzengeförderte Performance-Kollektiv KGI («Büro für nicht übertragbare Angelegenheiten», hervorgegangen aus den Angewandeten Theaterwissenschaften Gießen und der Ernst-Busch-Schule) in einem «Mixed Reality Experiment» nun historische Schichten mit Gegenwart – und bringt sogar das Kunststück fertig, aktuellen Antisemitismus im Kultur -betrieb nach dem 7. Oktober zu befragen. Vermeintlich harmlos analog beginnt das «Mixed Reality Experiment», um in vollkommener VR-Immersion zu enden. Nur acht Zuschauer sind zugelassen in der winzigen Studiobühne ...
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Theater heute Februar 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 19
von Dorothea Marcus
Theater heute «The Silence» ist ein sehr persönlicher Familienbericht aus Ihrer Jugend in Buchholz in der Nordheide. Es enthält zum Teil sehr heftige Anwürfe gegen die Eltern, vor allem den Vater. Wie ist es, so schonungslos über sich und seine Familie zu schreiben? In vorherigen Texten wie «Small Town Boy» (2013) oder «In My Room» (2020) kam die Familienbiografie...
Im Hintergrund hört man zu Beginn eine Masse jubeln. Ist es ein harmloses Fußballspiel? Oder sind es die Hinrichtungsexzesse der Französischen Revolution? Egal, in Nadja Sofie Ellers aseptischem Bühnenbild – eine Mischung aus leerem Anatomiesaal und Zirkusmanege – ist die Außenwelt ohnehin nur als fernes, surreales Echo präsent.
Die Revolutionäre leben längst in...
Ein Ende. Das war es, was sich Frankfurt am Main an diesem Tag, dem 14. Dezember 2023, wünschte. Oder zumindest wünschten sich das seine Stadtverordneten, seine größte Zeitung und sein Oberbürgermeister Mike Josef. «Ich fände es gut, wenn wir in dieser Stadt auch mal etwas zu Ende bringen würden», hatte der in einer Debatte gesagt, die eine Woche vorher im...