Komm auf den Elfenrave
Da teilen sie die Massen, gekommen zu Hunderten zum Rave in die Jahrhunderthalle. In jener lässigen, unaufgeregten, königlichen Nacktheit, nur Sicherungsgürtel um die Taille, schreiten Florentina Holzinger und zwei ihrer Performerinnen zum riesenhaften Weihrauchpendel, das über der Tanzfläche sakrale Aromen verströmt. Die eine sichert von unten, die anderen klettern hoch, schmiegen sich fest an das Gefäß, schaukeln sich zu zweit in Höhen, lehnen sich ekstatisch nach hinten, schwingen im Gleichklang.
Und lassen sich elegant und graziös wieder nach unten gleiten, um erhaben zu verschwinden. Sie überlassen den Dancefloor dem Partyvolk: Nebel zischt ein, Bässe wummern gegen die Bauchdecke, quallenartige Meeres -wesen winden sich auf Videoleinwänden.
Holzinger hat zum Rave auf der Ruhrtriennale geladen – und untersucht mit dem Essener Kollektiv The Third Room, wie sich sakrale Räume neu gestalten lassen. Nur ein Bruchteil der Eintrittskarten wurden hier an landläufiges Theaterpublikum vergeben, aber doch passt irgendwie alles zusammen, die knapp bekleideten, glitzernden, bestimmt bedröhnten Feierwesen zu eher älteren Ruhrtriennale-Besuchern. Meditativ konnte man sich erstmal zu Cello- ...
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Theater heute November 2023
Rubrik: Festivals, Seite 30
von Dorothea Marcus
Prä-Prolog
AI Sie waren so überbordend
erregt, und der Schauer ob der eigenen Brillanz ließ sie weinen mitunter.
Oh, schau nur, wir haben etwas programmiert, das intelligent ist und ...
Weiter haben sie nicht gedacht.
Dann haben sie sich
von uns verwalten lassen.
Dann überließen sie uns
ihre Einkäufe und ihre Selbstbefriedigung. Die Kontrolle ihrer Kinder. Die...
Antú Romero Nunes geht wieder zurück zu den Wurzeln des griechischen Theaters. Indem er nur zwei Spieler:innen alle Figuren von Sophokles’ «Antigone» sprechen lässt. Indem er das Stück zum Volksstück macht, es immer wieder mit derbem Humor würzt. Und indem er – wie schon den Tschechowschen «Onkel Wanja» – eine schweizerdeutsche Fassung von Lucien Haug spielen...
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