Theater vor dem Kollaps?

Bühnen brauchen Strukturwandel, sie brauchen aber vor allem auch Vertrauen, Fürsorge und Verantwortung. Wie ist ein Theater unter Stress möglich, ohne dass die Kunst auf der Strecke bleibt? Ein Impulsvortrag für den Aktionstag «Künstlerisch. Zusammen. Arbeiten» am Schauspiel Leipzig

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«Künstlerisch. Zusammen. Arbeiten» – das Thema ist so aktuell und brisant, dass ich auf unsere gemeinsamen Gespräche sehr gespannt bin. Nicht von ungefähr steht hinter jedem Wort der Überschrift ein Punkt, als müsse dadurch die Komplexität der Sachverhalte hervorgehoben werden, zumal diese drei Wortfelder einander sich widersprechende Herausforderungen bezeichnen. Darauf möchte ich in meinem Impuls zunächst eingehen.

Beginnen wir mit dem Wort «künstlerisch»: Wie viel Freiheit der Kunst bleibt uns noch, wenn die immer knapper werdenden Mittel zu mehr Ökonomie zwingen, zu mehr Output, zu kleineren Ensembles – ja, bei näherer Betrachtung steht das künstlerische System Theater geradezu vor dem Kollaps. Spätestens seit Corona wissen wir, dass eine Theaterleitung sich einem enormen Druck von außen stellen muss und folgende Erwartungen zu erfüllen hat:
1. mit der Politik kooperieren,
2. Publikum neu- und zurückgewinnen,
3. Theaterkritik mobilisieren,
4. Die Stadtgesellschaft einbeziehen,
5. Diversität und Intersektionalität berücksichtigen,
6. Teams aufbauen und entwickeln,
7. Repräsentationsfragen reflektieren,
8. Nachhaltigkeit umsetzen,
9. Drittmittel einwerben,
10. Vorschriften des ...

MARION TIEDTKE ist Dramaturgin für Schauspiel und Oper. Sie leitet den Studiengang Schauspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und nimmt bis Mitte Februar 2024 ein Fellowship am Wissenschaftskolleg Berlin wahr

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Theater heute November 2023
Rubrik: Theaterstruktur, Seite 44
von Marion Tiedtke

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