Raus ins Raue
Anne Leppers Jugendliche haben gerne einen Chor an der Seite, der wie ein moralischer Kompass funktioniert und ihnen den richtigen Weg weisen soll. Das war schon vor einiger Zeit in Stuttgart so, als eine reiche Lady sich in «Life can be so nice» einen Sonnyboy als Lover hielt. Sie residierte im Penthouse eines Hotels, verbannte den Toyboy dann aber nach unten in den Maschinenraum der kapitalistischen Verwertungskette. Auch er wurde auf seinem Weg in die Untiefen der gesellschaftlichen Zusammenhänge von einem Chor begleitet, der wie ein individueller Ethikrat funktionierte.
So auch jetzt in Darmstadt, wo Leppers aktueller Nestflüchter aber zuerst einmal die Mutterhöhle verlassen und raus ins Raue muss. Die Mama wirft den Dirk raus und meint, er solle ab jetzt doch bitte «Avantgarde» und «ganz unbedingt gut» sein. Damit das gelingen möge, so ihr Diktum, müsse er auf jeglichen Geschlechtsverkehr verzichten. Schließlich landet Dirk nach seinem Auszug in einer mehlstaubschwangeren Bäckerei. Das tägliche Leben wird härter für Aron Eichhorns Dirk. In der Backstube angekom -men, führt er aber plötzlich ein gutes Kilo Anmaßung mit im Lebensgepäck. So ein Dirk kann ganz schnell zu einem ...
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Theater heute Oktober 2023
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Jürgen Berger
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