Schnittpunkte von Raum und Zeit
Am 11. Juli dieses Jahres starb der 1949 im Berliner Osten geborene, durch die produktive Zusammenarbeit mit Heiner Müller bekannt gewordene Maler-Bühnenbildner Hans-J. Schlieker, der alles Sehbare sehen, alles Einsehbare vergessen und nur Künstler sein wollte. Interessiert nur an dem, was ist, jenseits von Begriffen und Beschreibung. Er hielt Kunst als Tätigkeit für in Verruf gekommen, zur bloßen Illustration von Ideen, zur Dekoration von Macht und Besitz geschrumpft. Kunst und Künstler, so sein Credo, müssen Abstand wahren, der ihnen die Draufsicht aufs Unbekannte erlaubt.
Um als Künstler staatlich nicht behelligt zu werden, arbeitete Schlieker als Bühnentechniker in der Volksbühne.
Als Heiner Müller 1980 im Theater im 3. Stock der Volksbühne zusammen mit Ginka Tscholakowa sein nach einer Erzählung von Anna Seghers geschriebenes Stück «Der Auftrag» mit Jürgen Holtz in der Hauptrolle inszenierte, wählte er als Bühnenbildner Schlieker, der für das Stück eine Bühnenrealität erzielen wollte, keinen Abbildrealismus. Er zeigte bzw. illustrierte weder die Französische Revolution noch die Landschaft der Karibik. Mit textilen Materialien schuf Schlieker eine ganz eigene Innenwelt. Es ...
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Theater heute Oktober 2023
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Klaus Völker
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