Radikale Kehrtwende
Wir fliegen nicht oder kaum mehr. Kurator:innen als Jetsets der Kunstszene haben ausgedient. Wir optimieren unsere Reisen, halten Besprechungen meist per Zoom ab und achten auf unsere persönliche CO2-Bilanz. Der ICE, der TGV oder der Girundo sind zu unseren ruhigsten Büroräumen geworden. Der Speisewagen serviert inzwischen auch vegane Kost. Mein Lieblingsessen: Planted Chicken Paprika Zitrone. Im Schlafwagen produziert das kontinuierliche Rütteln einen leichten, aber sanften Schlaf.
Interkontinentalflüge machen sich nicht gut in der persönlichen Klimabilanz, braucht man sie? Diese Frage wird entweder kontrovers diskutiert oder eher unter der Decke gehalten. Eine Generation junger Klimaaktivist: -innen lehnt das Fliegen vollständig ab. Eine kleine, wenn auch wachsende Zahl von Künstler:innen sehen das genauso. Während Theater, internationale Produktionshäuser und Festivals zaghaft beginnen daran zu arbeiten, Klima -standards zu setzen (keine Flugreisen bei Strecken unterhalb von 800 km, keine Exklusiveinladung von Produktionen, bei denen interkontinental gereist werden muss, leicht transportierbare und nachhaltig produzierte Bühnenbilder), bewegen sich die Forderungen von ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Jahrbuch 2023
Rubrik: Verzicht, Seite 54
von Amelie Deuflhard
Mal ehrlich? Ich glaube, ich bin, wie viele, ein lebender Widerspruch. Ich habe ein Auto, mit dem ich regelmäßig zwischen meinem Haus in einem niederländischen Dorf und Bochum, wo ich arbeite, hin und her fahre, wenn ich am Wochenende in meiner Heimat war. Mein Dorf zu Hause hat keinen Bahnhof, und selbst vom nächstgelegenen Ort, zu dem ich wiede -rum 20 Minuten...
Plötzlich / aus dem Schlaf schrecken» lauten die ersten Worte in Thomas Freyers neuem Stück «Ajax», in dem er den trojanischen Krieg mit der Gegenwart verschneidet. Das böse Erwachen wird im Verlauf des Geschehens nicht nur die gleichnamige Hauptfigur treffen. Zunächst ist es jedoch der zehnjährige Jonathan, der in der «nächtlichen Stille» das Bett verlässt und «in...
Eine Einladung, in Erinnerungen zu schwelgen», verspricht die spiralgebundene Drei-Kilo-Chronik «Kampf ums Paradies», die sich das Deutsche Theater zum Ende der Ära Khuon geschenkt hat. Tatsächlich sind hier nicht nur die 384 Premieren verzeichnet, die die Riesenmaschine Deutsches Theater in 14 Spielzeiten – das sind im Schnitt 27,5 Premieren pro Saison –...
