Neue Grenzen der Kunst?

Der Skandal um Antisemitismus auf der documenta fifteen – ein Versuch zur Differenzierung

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Wligion, Kultur, Hautfarbe oder den Symbolen persönlicher Selbstbestimmtheit. Und antisemitische Darstellungen in «Stürmer»-Manier werden auch dadurch nicht ins Harmlose relativiert, dass Taring Padi in einem Statement zu ihrem Werk diese im Kontext anderer herrschaftskritischer Karikaturen verstehen. 

Besorgniserregend an der Antisemitismus-Debatte zur documenta war zudem, was im Vorfeld die Stimmung erst so erhitzt hatte.

Über Monate wurde eine immer schärfer geführte Anklage gegen die Macher der documenta fifteen aufgebaut, die mit diesem einzelnen Ausweis antisemitischer Denkmuster dann auf tragische Weise bestätigt schien. Die Methodik der dabei verwendeten Argumente war allerdings geprägt von einer rhetorischen Figur, die gezielt differenzierte Betrachtung zu verunglimpfen suchte. 

Denn die Konstruktion des Vorwurfs, das ebenfalls aus Indonesien stammende Kuratorenkollektiv Ruangrupa, das die 15. Ausgabe der documenta entwickelt hatte, lasse bei ihrer Einladungspolitik antisemitische Tendenzen zu, ja schon die Auswahl der Gruppe durch ein Gremium von Kunstexperten mit angeblich antisemitischen Ansichten habe diese Beweggründe gehabt, folgte einer Ansicht, die aber selten ...

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Theater heute August/September 2022
Rubrik: Bildende Kunst, Seite 44
von Till Briegleb

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