Auftritt Baum
Meiningen liegt in einem Tal, drum herum der Thüringer Wald. Kein Wunder, dass Björn SC Deigner für das geschichtsträchtige Meininger Theater diesen Wald (und andere) zu einem Text verarbeiten durfte. «Waldstück» heißt er ohne große Schnörkel und verweist doch auf Wald- wie Bühnenraum gleichermaßen. In den Kammerspielen wird der Bühnenwald zur düsteren Scherenschnittlandschaft (Bühne und Kostüme: Carolin Mittler), in der immer wieder neue Tiere und Pflanzen hinein- und hinausgetragen werden.
Es beginnt wohlig bedeutungsschwanger mit einem hexenhaften Eröffnungsmonolog: «Am Ende ist der Wald der letzte Ort, wo alle gleich sind.» Ein Satz, wie er auch bei SIGNA auftauchen könnte, die es mit ihrem Waldstück
«Die Ruhe» ja bis zum Theatertreffen geschafft haben, das Thema ist offensichtlich mehr als zeitgemäß – auch im Zuge der Diskussionen um ein Theater des Anthropozäns, denn natürlich ist der Mensch im Wald nicht nur Wohltat. Bei SC Deigner stehen nun aber Naturwissenschaftliches und Kulturhistorisches gleichwertig nebeneinander: Myzelsystem und Märchenwald, Forstwirtschaft und Pfefferkuchenhaus. Dabei sucht der Autor den konkreten Zugriff über seine Figuren, nicht über frei ...
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Theater heute 7 2022
Rubrik: Chronik, Seite 62
von Torben Ibs
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Dunkel und drohend, gehauen aus schwarzen Felsen steht er da, der Turm der Prospera. Er erinnert wohl nicht zufällig an Barad-dur, den Turm Saurons aus dem «Herr der Ringe», von dem aus der dunkle Herrscher Mittelerde mit seinem magischen Auge überwacht. In Weimar thront ein leuchtender, farbwechselnder Ring als Symbol des Zauberbanns über allem. Prospera wacht mit...
Und dann kommen die Tränen. Rotz und Wasser, die ganze schöne FFP2-Maske voll. Das passiert eigentlich nicht im Theater. Theater ist Arbeit, intellektuelle Herausforderung, Genuss, verlorene Zeit, wiedergefundene Zeit. Aber «berührend», das ist in erster Linie ein Adjektiv, um in Kritiken einen perfekt inszenierten Moment zu schildern. Schuld daran ist Familie...