Der Preis des Todes
Dena hat sich ein interessantes Geschäftsmodell aufgebaut. Die Journalistin ist zwar ein typischer Fall von Klassismus-Opfer – Postmigrantin, unterbezahlt, keine Aussicht auf eine ordentliche Erbschaft –, möchte aber trotzdem ordentlich verdienen. Jemand wie sie weiß, dass Geld auch Freiheit bedeutet.
Deshalb verreißt sie mit Wucht und Wonne alle klassismuskritischen Bücher, wettert in Talkshows gegen Identitätspolitik und angeblichen linken Faschismus, hat angeblich sogar Moralikone Carolin Emcke schon einmal öffentlich in den Schoß gekotzt und wird wegen ihrer Herkunft als besonders glaubwürdige Anklägerin fürstlich entlohnt. Und weil sie also hart und gewissenlos für ihr Geld arbeiten muss, geht sie entsprechend sparsam damit um, zum Beispiel gegenüber ausgebeuteten Dienstleistern wie Lieferando-Fahrern. Eigentlich logisch, oder?
Pech nur, dass einer von ihnen, Davide, vor ihren Augen an einem Herzanfall stirbt, während Dena noch denkt, sein Gekeuche sei ein besonders ausgefuchster Trinkgeld-Trick. Von da an nimmt ihre Geschichte einen Lauf, der mit zick-zack mächtig untertrieben wäre. Er führt jedenfalls über ein Billigbestattungsunternehmer-Geschwisterpaar, eine ...
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Theater heute 6 2022
Rubrik: Das Stück, Seite 42
von Franz Wille
Will ein Theater heute Stücke zum Thema Krieg auf den Spielplan setzen, bieten sich zwei Dramen ganz besonders an. Einerseits die antike Tragödie «Die Troerinnen», in der Euripides nicht die siegreichen Helden des Trojanischen Kriegs, sondern die Frauen der Besiegten sprechen lässt. Andererseits, aus der jüngeren Vergangenheit, «Reich des Todes», in dem Rainald...
Wer sollte in Joshua Sobols «Ghetto» Jacob Gens spielen, den jüdischen Polizeichef und Herrn über Leben Tod im Wilnaer Ghetto 1942/43, den Mörder und Kollaborateur mit den Nazis, der sich die Hände schmutzig machte und viele in den Tod schickte, um einige vielleicht zu retten oder ihnen vielleicht wenigstens noch eine Gnadenfrist zu erhandeln? Peter Zadek fragte...
Wer sich über einen Pflegenotstand wundert, der hat in den vergangenen Jahrzehnten wohl Glück gehabt und musste Krankenhäuser oder Pflegeheime nicht von innen wahrnehmen. Schon im Deutschland der Wirtschaftswunderjahre ging die volkswirtschaftliche Rechnung ziemlich gut auf, größerer Wohlstand sei nur durch immer größere Flexibilität und Arbeitsleistung zu haben....