Das kleine Missverständnis
Da ist es also, das trojanische Pferd. Herein -gerollt durch Bühnennebel, riesig, hölzern. Auf den letzten paar Metern gelingt ihm, was das Stück zuvor kaum fertigbrachte: die Weite des Bockenheimer Depots zu füllen, und sei es auch nur physisch. Bespielt wird die übergroße Pointe im Übrigen nicht, aber was soll’s: Hier zeigen die Gewerke, hier zeigt das Theater mal wieder, was es kann. Ein bisschen wie die ganze Inszenierung «Der große Kunstraub», geschrieben und auf die Bühne gebracht von Regisseur Alexander Eisenach, nur darauf abzuzielen scheint, zu zeigen, was sie kann.
Ach, was er kann!
Alexander Eisenach ist eine Copycat. Die Orientierung an Frank Castorf und René Pollesch ist seinen Stücken deutlich anzusehen, seitdem er 2014 im Schauspiel Frankfurt sein Debüt «Das Leben des Joyless Pleasure» auf die Bühne brachte. Er remixt Kunstdiskurs und Kulturwissenschaft, Theater und Video, Slapstick und smart klingenden, zitatreichen Schnellsprech. Dieser künstlerische Zugriff hat sich seit den Anfängen kaum verändert, und worum es dabei geht, ist ein bisschen wurscht. «Der große Kunstraub» will die Coolness und die Abgebrühtheit eines Heist-Movies ins Theater holen, dabei aber auch ...
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Theater heute Mai 2022
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Esther Boldt
7./SAMSTAG 20.15, 3sat: Reihe «Starke Stücke»: Ein Mann seiner Klasse
«Starke Stücke» präsentiert im Mai drei der zehn zum 59. Berliner Theatertreffen eingeladenen bemerkenswerten In -szenierungen. Den Auftakt macht die Theateraufzeichnung aus dem Staatstheater Hannover nach dem Roman von Christian Baron in der Regie von Lukas Holzhausen
8./ SONNTAG 20.15, arte:...
Der Schriftsteller Édouard Louis, 1992 noch unter dem Namen Eddy Bellegueulle im nordfranzö -sischen Hallencourt geboren, hat erneut ein (sehr schmales) Buch über ein Mitglied seiner proletarischen Familie geschrieben: Auf seinen Vaterro -man «Wer hat meinen Vater umgebracht?» folgt nun das Mutterbuch «Die Freiheit einer Frau». Paul Behren, der in Falk Richters...
nach Dante Alighieri, Das neue Leben
Regie Christopher Rüping, Schauspiel Bochum
Wie geht das mit der Liebe?, fragt Dante Alighieri die ewigfrische Frage in «Das neue Leben». Seine Antwort fällt äußerst doppelbödig aus, denn einerseits geht da gar nichts, und andererseits entsteht große Kunst, nämlich eben jenes «Das neue Leben». Freud hätte das Verfahren...