Unvergesslich
Das typische Stück dieser Tage hat autofiktionale Anteile, positioniert sich zu aktuellen gesellschaftspolitischen Diskursen und ist von einer Autorin mit nicht nur biodeutschem Hintergrund verfasst worden: Diesen Schluss könnte man aus der diesjährigen Mülheim-Auswahl ziehen.
Im Mai werden an der Ruhr Nora Abdel-Maksouds Erbschafts- und Klassismuskomödie «Jeeps» (Münchner Kammerspiele), Teresa Doplers Bergsteigerstudie «Monte Rosa» (Schauspiel Hannover), Akin Emanuel Sipals türkisch-deutsche Familienrecherche «Mutter Vater Land» (Theater Bremen), Sarah Kilters dramatisches Autorinnenporträt «White Passing» (Schauspiel Leipzig), Helgard Haugs doppelte Bühnenerzählung vom Verschwinden «All right. Good night» (HAU Berlin u.a.), Elfriede Jelineks Pandemieund Zivilisationskritik «Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!» (Deutsches Schauspielhaus Hamburg) und Sivan Ben Yishais vielstimmige Zeitreise «Wounds Are Forever (Selbstporträt als Nationaldichterin)» in der Übersetzung von Maren Kames (Nationaltheater Mannheim) um den Mülheimer Dramatikpreis konkurrieren; die vier Erstgenannten sind zum ersten Mal mit dabei.
Zum Mülheimer KinderStückePreis treten mit Raoul Biltgens «Zeugs» (Dschunge ...
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Theater heute März 2022
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Red.
Liebevoll setzt Yves Ndagano die Holzpuppe an einen Baum, zieht sein Hemd aus und verwandelt sich in einen manipulativen Milizionär. «Du musst für dein Land kämpfen», beschwört er sein Kinder-Ich am Baum und gurgelt bedrohlich: «Sei wie Lumumba.» Die Szene, wie der ehemalige Kindersoldat und heutige Theatermann aus dem Ostkongo, Yves Ndagano, seine einstige...
«I’m taking a ride with my best friend. I hope he never lets me down again.» Diese voll Verzweiflung glühenden Depeche-Mode-Zeilen sind so etwas wie das Leitmotiv dieses düsteren Theaterabends voller Vampire, müffeliger Provinz. Hier leben zwei Kinder in einer Umgebung, in der Gewalt zwar nicht dominant, aber doch allgegenwärtig ist – ebenso wie das Schweigen...
Es geht immer um den einen Augenblick. Den Moment der Schönheit, den großen Moment der Mode, den der Gemeinschaft. Und um das Movens der Maskerade. Am Anfang behauptet Trajal Harrell keck aus dem Publikum heraus «I am Anna Wintour». Die Chefredakteurin der «Vogue» – ein gewisser Trajal Harrell habe sie angefragt, ob sie heute Abend nicht mittanzen wolle. Sie habe...