Breitwandformat im Kollektiv
Braucht eine Geschichte einen Autor? Oder gleich mehrere? Eltern vielleicht, wie ein Kind, Onkel, Tanten, Großmütter, Großväter? «Er hat eine Geschichte zu erzählen – sie schlägt Krach in ihm, sie will raus», ruft einer der Jungs, die sich zu Beginn dieses langen Theatertrips auf der Bühne des Residenztheaters zusammenfinden, alle ganz in Schwarz und mit Büchern und Laptops bewaffnet wie bei einem Schreibworkshop.
Es gibt viel zu bereden – vor allem auch, wie das mit dem Erzählen selbst und über sich selbst eigentlich funktioniert: Wie anfangen?, das ist die erste Hürde, und da kommt einer ins Spiel, der es auch nicht sicher weiß und dennoch den ganzen Abend wie ein väterlicher Freund und geistiger Mentor durchstreift (in Hollywood geht so etwas und in amerikanischen Theaterstücken anscheinend auch): Es ist E. M. Forster (1879–1970), Urheber von beschaulichen Gesellschaftsromanen wie «A Room with a View» oder «Howards End» und sozialisiert im viktorianischen England, in einer Zeit, als Schwulsein noch geächtet und sanktioniert wurde. Forster outete sich nie öffentlich und sorgte dafür, dass sein einziger explizit schwuler Roman «Maurice» erst nach seinem Tod erschien.
Ausgerechne ...
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Theater heute März 2022
Rubrik: Aufführungen, Seite 16
von Silvia Stammen
BERLIN, AKADEMIE DER KÜNSTE
bis 13.3. (Finissage)//Erich Wonder T/Raumbilder für Heiner Müller
Mitte der 1970er Jahre trafen der Autor Heiner Müller und der Bühnenbildner Erich Wonder am Schauspiel Frankfurt zum ersten Mal aufeinander. Die Ausstellung präsentiert diese Arbeitsprozesse in Gemälden, großformatigen Aquarellen, Zeichnungen, Übermalungen und Fotografien...
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