Wenn Hochhäuser Trauer tragen
Dass Frauen in Theaterstücken unter sich bleiben, kommt derzeit häufiger vor. Im vorliegenden Fall leben eine Großmutter, Mutter und Tochter zusammen in einer Wohnung und verhandeln klassisches Dramenpotenzial. Die Tochter wurde, wie sie selbst sagt, von einer Minute zur anderen erwachsen: «Juhu / Mit 17. / Keinem Kuchen und keiner Kerze / Mit zwei blauen Strichen, mit Urin / und einem wachsenden Gast».
Kitti scheint das nicht unbedingt als Tragödie zu empfinden, und auch Großmutter Sugar reagiert cool und erinnert ihre Tochter, also Kittis Mutter, daran, dass auch sie gerade mal siebzehn war, als sie schwanger wurde.
Es sieht so aus, als sei der einschlägige familiäre Hintergrund dafür verantwortlich, dass auch Mutter Viki nicht wirklich sauer ist und mit dazu beiträgt, dass «Kill Baby» ein eher leises Dialogstück ist. Ivana Sokola hat den Kleist-Förderpreis 2021 für einen Theatertext erhalten, in dem lyrische Töne vorherrschen. Die Blues-Sisters tragen Konflikte gedämpft aus, während einige Stockwerke weiter oben der künftige Vater des Fötus lebt und noch weiter oben das Hochhaus endet, von dessen Dach sich gut aus dem Leben springen ließe. Der mögliche Kindsvater kommt in ...
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Theater heute Dezember 2021
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Jürgen Berger
Es kommt nicht alle Tage vor, dass man einen neuen Theaterraum einweiht. Mit der Premiere der Studioinszenierung «Jede Stadt braucht ihre Helden» von Philipp Löhle, das 2015 am Deutschen Theater uraufgeführt wurde, hat das Schauspielhaus Chemnitz seine kleine Interimsspielstätte im Spinnbau, einer alten Fabrik für Spinnereimaschinen, eingeweiht. Kein einfacher...
Ihr Anblick ist faszinierend – und gleichzeitig zutiefst befremdlich: Neben den diversen Fischarten, die oben rechts in die Bühnentiefe zu tauchen scheinen, verharren Schnecken- und Muschelarten dekorativ in der Mitte. Direkt neben den Robben haben sich die Schmetterlingsarten ordentlich aufgereiht, und aus der unteren Reihe des dreidimensionalen Bühnen-Setzkastens...
Die Frage ist ja nicht, ob du jemals von ihr loskommst, sondern eher, ob du vielleicht doch irgendwann in ihr ankommen möchtest. Wirklich entkommen kann man dem biologisch-sozialen Miteinander namens Familie nämlich nicht. Das gilt vor allem, wenn man wie Christine dreifache Mutter und Gattin eines Mannes ist, der gerade mit zwei anderen Frauen einen flotten Dreier...