Körper und Worte
«Alles ist vorbereitet für die Gentrifizierung, für den Aufschwung – nur die Protagonisten fehlen» – so beschrieb die in Gelsenkirchen aufgewachsene Theater- und Essayautorin Enis Maci in ihrer Eröffnungsrede die Lage des Ruhrgebiets. An diesem Widerspruch arbeiten sich die Ruhrfestspiele genauso wie die Ruhrtriennale ab: ein Programm für das gegenwärtige Publikum der Region und gleichzeitig ein Programm für die überregionale Öffentlichkeit machen zu wollen, das die künftige Attraktivität der Region erhöht.
Intendant Olaf Kröck versucht das nicht mehr wie sein Vorgänger Frank Hoffmann mit Eigenproduktionen, Gastspielen mit Hollywood-Prominenz oder einem Reigen von kofinanzierten Uraufführungen deutscher Stadttheater, sondern mit mehr Tanz, Neuem Zirkus und einem ausgeweiteten Programm von Kinder- und Jugendtheater, Kabarett, Lesungen und Gesprächen. Das war 2019 erfolgreich, trotz des um fast eine Million Euro reduzierten Etats. Aber dann kam die Pandemie, und die Ruhrfestspiele mussten 2020 abgesagt werden. 2021 wurde dann das Jahr von Bangen und Hoffen: Alles wurde zweifach geplant, als Live-Performances mit Publikum und als Internetstreaming. Im April entschied man, rein ...
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Theater heute August/September 2021
Rubrik: Festivals, Seite 49
von Gerhard Preußer
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