Applaus für die Schöpfung
Die Küche ist out of proportion. Kühlschrank gut drei Meter hoch, Herdplatten auf eins siebzig, und wer sich hier auf den Küchenstuhl setzen will, muss klettern oder springen. Doch es ist nicht nur die Übergröße, die Ersan Mondtags Ensemble verzwergt und seine Küchenbühne so unheimlich macht: Da ist, geradeaus über den Einbauschränken, ein schwer vergittertes Fenster hinaus in einen endlosen, videoanimierbaren Flur. Da gleißt, wenn links der begehbare Kühlschrank der Firma Sieg (!) offen steht, ein kalt lockendes Weißlicht auf die Schachbrettfliesen.
Und gegenüber hängt unterm Kruzifix eine schwere Eisentür in der Wand, als loderten dahinter die Krematorien von Auschwitz.
Die Küche ist schon die zweite Ableitung einer Mythenverpflanzung, die zunächst Autor Thomas Köck vorgenommen hat: Seine Version oder vielmehr Destruktion – wie der durchgestrichene Titel «wagner – der ring des nibelungen (a piece like fresh chopped eschenwood)» nahe legt – des deutschen Nibelungen-Mythos spielt nämlich in der Psychiatrie. Dort stehlen Oberarzt Wotan und Klinikmanager Hagen den Ring, um die Riesen Fafner und Fasolt zu bezahlen, während Siegfried eine brutale «Heilung» droht: Ihm sollen die ...
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Theater heute August/September 2021
Rubrik: Aufführungen, Seite 13
von Eva Behrendt
always try to be nice
but never fail to be kind
haus arbeiten
tommi wippel, drittschlechtester schüler der juppi-meier-schule klasse 7b, war nervös.
Beerbauch wippel!
er hatte zwar diesmal seine hausarbeiten gemacht, ehrlich, hochundheilig versprochen und wird auch nicht gebrochen, aber der lehrer dr. beerbauch machte sich einen heidenspaß und ein persönliches...
Manche Realitäten sind es wert, so gründlich erklärt zu werden, dass sie niemand mehr versteht. Oma zum Beispiel wusste anfangs noch, wie «Türken» aussehen. «Du meinst die Nomaden aus dem Altai, die sich in den letzten tausend Jahren mit Griechen, Armeniern, Bosniern, Albanern, Kurden, Arabern, Tscherkessen, Tschetschenen, Osseten, Georgiern, Lasen und Tartaren...
Distribution ist alles – das ist heute das strategische Keyword. Da ist das Theater ein Unternehmen wie alle. Mit Distribution ist aber nicht etwa «Figuren und ihre Darsteller» gemeint, sondern die optimale Bewirtschaftung der Betriebsvektoren und nutzerorientierten Kommunikationskanäle. Hier weist das Schauspielhaus Zürich (bei besten Marketingvoraussetzungen am...