Zürich Schauspielhaus: King Frosch für grüne Jungs

nach Brüder Grimm «Der Froschkönig»

«Ich bin so traurig, ich brauch Blaulicht», da sitzt er nun, der Frosch, und quakt am Lagerfeuer. «In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat …», will der Märchenonkel (Lukas Vögler) anheben – «Abgesagt!», schallt es ihm im Chor entgegen. Die arbeitslosen Märchenfiguren treffen sich im Wald und wirken ein bisschen ratlos. «Wat is ab?» Ist doch noch alles dran an uns!

Wünschen hilft nicht. Eigentlich hätte es ja «Der König der Frösche» werden sollen als diesjähriges Familienstück.

Nach dem furiosen «Schneewittchen, Beauty Queen» vom vergangenen Jahr, einem einigermaßen anarchischen Grimm-Mash-up, in dem es nebenher um toxische weibliche Schönheitsideale («Spieglein, Spieglein an der Wand») und kapitalistisch männlichen Erfolgszwang ging («Wer ist der Reichste im ganzen Land?»), und dies wohlgemerkt sowohl in einer jugendfreien als auch einer abends gespielten Dirty Version, wollte Nicolas Stemann das Erfolgsrezept abermals anwenden, jedoch mit dem genderkritischen Augenmerk stärker auf Jungs: «Dieser Frosch, der da in seinem Brunnen so rumsumpft und einen Annäherungsversuch an die Prinzessin macht, der auch eher plump ist, ein bisschen creepy und ungeschickt, aber doch ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Januar 2021
Rubrik: Chronik, Seite 57
von ​​​​​​​Andreas Klaeui

Weitere Beiträge
Aufstand der Empathischen

Düsseldorf, orange-blaue Herbstnach­mittagsstimmung. Stephan Kimmig fällt keine andere Parkbank ein als die direkt hinter dem Schauspielhaus, nach der Probe ist es entweder spät abends oder er fährt zurück nach Berlin. Da hat er diesmal auch seine warme Jacke vergessen, deshalb unterhalten wir uns nach dem Foto dann doch im gewaltigen, frisch renovierten...

Mit den Körpern weiter denken

Stellt euch vor, ein Theater wird eröffnet und keiner darf hin! Gerade mal drei Wochen konnte Barbara Mundel ihr neues Haus bespielen, zunächst noch vor knapp 200 Zuschauern, dann sind per Dekret der bayerischen Staatsregierung nur noch 50 erlaubt – für Mundel ein Akt kompletter Willkür –, und seit dem 2. November setzt die bundesweite Komplettschließung erst...

So schnell verschwindet das Theater nicht

Premierenabend im Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Heike M. Goetze inszeniert Ödön von Horváths «Geschichten aus dem Wiener Wald» als alptraumhafte Theater-Installation, die vom «Volksstück gegen das Volksstück» wenig übrig lässt außer gesichtslosen Zombies, die auf der auf den Kopf gestellten Bühne ihr Unwesen treiben.

Als «eine Geisterpremiere» charakterisiert...