W-Fragen und Spiegelblicke

Mit der Uraufführung des Stücks «WUNDE R» von Enis Maci und Susanne Kennedys und Markus Selgs Installation «Oracle» beschließen die Kammerspiele die Intendanz von Matthias Lilienthal

Theater heute - Logo

Kurz vor Spielzeitende geht doch noch mal was – und die Münchner Kammerspiele, die im rasanten Schlussspurt von Matthias Lilienthals zunehmend erfolgreicher Intendanz vom Virus so abrupt ausgebremst worden waren, sind schon am ersten Tag nach der Corona-Zwangspause gleich mit zwei pandemietauglichen Premieren am Start, deren Probenbeginn noch vor der Krise lag und die nun durch die Einschränkungen im Spielbetrieb nur kurz zu sehen sind.

Susanne Kennedy und Markus Selg haben ihre immersive Installation «Oracle» in der Kammer 2 von vier simultan geplanten Besuchern auf einen alle sechs Minuten umprogrammiert, und Enis Macis Auftragswerk «WUNDE R» wird von Felix Rothenhäusler in der kleinen Kammer 3 mit vier Spieler*innen in fester Sitzordnung und maximal 17 frei flanierenden Zuschauern inszeniert.

Profunde Suchbewegungen liegen beiden Arbeiten zugrunde: Die eine zielt auf den Spuren archaischer Spiritualität und mittels künstlicher Intelligenz ins Innere. «Oracle» ist in erster Linie ein in mythologischen Motiven optisch opulent schwelgendes Environment, das den Blick des Betrachters vielschichtig auf sich selbst zurückspiegeln möchte, dabei aber so bunt schillernd daherkommt, dass ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute August/September 2020
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Silvia Stammen

Weitere Beiträge
Bilder, die bleiben

Vom 23. Juli an hätten die Olympischen Spiele in Tokyo stattgefunden. Wie so vieles andere auch wurden sie vorerst abgesagt. Hier drei Lektüre-Vorschläge für drei ganz verschiedene Reisen in das Land der aufgehenden Sonne.

Beginnen wir mit einem Buch, das mir sehr am Herzen liegt: die «Japanische Chronik» von Nicolas Bouvier. Ursprünglich wollte ich es als Podcast...

Wörter statt Zahlen

«Die Zeit friert», schreibt Aglaja Veteranyi («Wörter statt Möbel», «Der gesunde Menschenversand», 2018). Die Tage ziehen sich in die Länge, sind doch viel zu kurz und fließen ineinander. Wer weiß schon, ob heute Montag ist oder Dienstag? So vieles Gewohntes gibt es plötzlich nicht mehr zu tun, so vieles Ungewohntes gibt es plötzlich zu tun.

Ein Stapel Bücher will...

Das Heilige und das Profane

Eva Behrendt In der Münchner Fassung ist der Chor verschwunden. Welche Funktion hat er in «WUNDE R»?

Enis Maci Die Gemeinschaft von Ichs, die sich im Wohnzimmer der Derwischin Ha­tixhe versammeln, einer tatsächlichen Pilger­innenstätte in Tirana, ist eine heterodoxe. Da sind undogmatische Glaubenspraxen, eine gewisse Planlosigkeit. Das Gemeinsam-Sein, das man dort...